Übrigens …

Die Katze auf dem heißen Blechdach im Theater Heidelberg

Innerfamiliäre Verstrickungen

Allgemeiner Tenor nach der Premiere: Schade, dass er geht. Gemeint ist Intendant Holger Schultze, der das Haus unterhalb der romantischen Schlosskulisse über viele Jahre geprägt, ihm viele Zusatz-Festivals verpasst hat und insgesamt es sicher durch alle widrigen Haushalts-Winde steuerte. Bemerkenswert dabei: Schultze fand immer noch Kraft und Zeit für attraktive Schauspiel-Inszenierungen.

Jetzt also der moderne Klassiker namens Die Katze auf dem heißen Blechdach als Abschiedsgeschenk im großen Theater-Saal. Allerdings: Bei den Schlossfestspielen wird es noch den Cyrano mitt seiner Handschrift geben. Schultz und seine Mannschaft begeben sich mit großer Intensität in familiären Verstrickungen. Gemäß der lustvollen Anbindung an Psychologie, Psychiatrie plus alkoholischem Verlorensein zur Zeit der Entstehung dieses Stücks (Uraufführung 1955 in New York) prasselt ein heftiger Psycho-Krimi auf das Publikum. Denn die sechs Darsteller (plus zwei Nebenfiguren) schenken sich nichts. Hass und Gefühle, Liebesentzug und Vertuschung, Neid und Gier, Eros und Eifersucht, Macho-Gehabe des Aufsteigers Big Daddy und Selbstzweifel der nächsten Generation plus problematischer Männerfreundschaft verweben sich zu einer schier ausweglosen Situation.

Die Story selbst ist seit der legendären Verfilmung mit Liz Taylor hinlänglich bekannt. Auf der lichten, klaren Bühne lässt Schultze die Paare in vielen Tempowechseln ihre Spielchen spielen, die allerdings immer auszuarten drohen. Denn jeder versteckt sich hinter seinen echten oder angeblichen Traumatisierungen, denn auch Liebe ist ein Irrtum und nur der Konventionen wegen vorgespielt und es ist ungeheuer schwer, seinem Kokon zu entrinnen.

Ein dichtes, böses Kammerspiel mit vielen spöttischen Bezügen, die manche bittere Selbsterkenntnis in sich bergen mögen. Gut gemacht, sollte man hingehen, zumal die Figuren mit Henriette Blumenau (Margaret), Thorsten Hierse (Brick), Nicole Averkamp (Big Mama), Hans Fleischmann (Big Daddy), Lisa Förster (Mae), Steffen Gangloff (Cooper), Marco Albrecht ((Reverend), Andreas Seifert (Doktor) sehr gut besetzt sind. Sie alle zeigen Profil getreu der Schultze-Devise, Spielfreude auf die Bühne zu bringen. Fröhlich trällert die Kinderschar, jene „halslosen Ungeheuer“, und am Ende gibt es viel Beifall für die Produktion.