Ausgrabungen im Opernquartier
Bevor der Vorhang in Köln wieder an gewohnter Stelle aufgeht, sind die Archäologen vor Ort aktiv. Bekanntlich wird das unter Denkmalschutz stehende Opernquartier mit Oper, Kinderoper und Schauspiel aus den 50er Jahren von Wilhelm Riphahn zur Zeit umfassend restauriert. Wenn alles gut geht, werden ab Sommer 2015 alle Bühnen wieder bespielbar sein.
Bei den umfangreichen Bauarbeiten waren und sind die Archäologen zur Zeit immer noch aktiv und, zu ihrer eigenen Überraschung, sehr erfolgreich.
Mit den Römern ist in Köln bei fast jeder Baumaßnahme zu rechnen. Doch von einem solchen Fund waren die Archäologen dann doch selbst sehr überrascht. Auf dem rund 3.300 qm großen Areal konnten in rund drei Metern Tiefe bemalte, polychrome Wandmalereifragmente geborgen werden – Material, das über 150 Kisten füllt. Die Fragmente stammen von einer acht Quadratmeter großen, bereits zur Römerzeit eingestürzten Hauswand aus Lehm, wie sie etwa bestens bekannt sind aus dem durch den Vesuvausbruch 79 n. Chr. untergegangenen Pompeji oder Herculaneum. Aufgrund des Dekors der mehrere Tausend Einzelteile lassen sie sich in die 2. Hälfte des 1. beziehungsweise die 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. datieren. Die Restaurierung der bei widrigsten Wetterbedingungen geborgenen Wandmalereien aus schlammigen Sedimenten wird rund ein Jahr dauern. Von dem ehemaligen Wohnhaus wurde nicht nur ein großes Mauerstück dokumentiert, sondern auch Fragmente einer Sockelzone.
Die Archäologie beschäftigt sich aber nicht nur mit Römern und Germanen. Die Neuzeit spielt eine immer größere Rolle. So fanden sich in den kriegszerstörten Kellern neben Kohlebriketts und mitunter fein gestaffeltem Weinvorrat Meißener Porzellan, Karnevalsorden (von 1890 bis 1926), eine Hummelfigur mit zwei Herzen in den Armen, sogar ein Flachmann aus Glas und Kölschgläser. Ein Bierkrug etwa lässt nicht nur die Kölner schmunzeln, trägt er doch die Aufschrift „Hätt Adam bayrisch Bier besessen, hätt er den Apfel nicht gegessen“. Und Langfinger waren möglicherweise auch schon da. Sechs Taschenuhren wurden am Rande einer Zisterne versteckt, daneben zwei Brillengläser ohne Gestell. Dieses Depot von Taschenuhren wird als Beutegut eines Langfingers gedeutet.
Sollten die damaligen Besitzer oder ihre Nachfahren ausfindig gemacht werden können, werden die neuzeitlichen Funde zurückgegeben. Denn Einzug in die heiligen Hallen des Römisch-Germanischen Museums werden die Funde aus der Neuzeit sicherlich nicht halten.
Vieles von den römischen Funden wird nun in den hauseigenen Restaurierungswerkstätten aufgearbeitet, damit einiges davon in der geplanten neuen Schausammlung im Römisch-Germanischen Museum der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. Aber wie so oft kann dies in Zeiten knapper Kassen noch etwas auf sich warten lassen.
Übrigens: die archäologischen Arbeiten der Kölner Bodendenkmalpflege unter der Leitung des Museumsdirektors Dr. Marcus Trier liegen voll im Zeitplan. An den Archäologen wird es dann nicht liegen, sollten vielleicht Oper und Schauspiel zu einem späteren Zeitpunkt glanzvoll wiedereröffnet werden als geplant. – Thomas Schulte im Walde