Heinrich Riemenschneider ist tot
Heinrich Riemenschneider, Theatermann, Politiker und Gründungsdirektor des Düsseldorfer Theatermuseums, ist tot. Er starb im Alter von 89 Jahren. Als Heinrich Riemenschneider 1977 mit der Leitung des seit nahezu einem Jahr führungslosen Dumont-Lindemann-Archivs betraut wurde, gaben vor allem seine theaterpraktischen Erfahrungen als Sänger, Dramaturg und Regisseur an den Theatern von Trier, Bonn und Essen und sein politisches und kulturpolitisches Engagement den Ausschlag für die Berufung.
Ein Höhepunkt seiner Tätigkeit als Ausstellungsmacher war die 1979 erarbeitete Schau anlässlich des 90. Geburtstages von Gustaf Gründgens, die dem Haus damals weitreichende Aufmerksamkeit brachte. Mit gleichem Einsatz widmete Riemenschneider sich den vielfältigen Themen der Theatergeschichte, ob es sich nun um das Papier- oder Marionettentheater handelte, um japanisches Theater oder deutsches Kabarett.
Ein besonderes Verdienst liegt in der Entdeckung der theaterhistorischen Bedeutung der Abbildungen in Graminäus' Beschreibung der Jülig'schen Hochzeit von 1587, die als die frühesten bildlichen Zeugnisse höfischen Theaters im deutschen Kulturraum zu sehen sind.
1987 veröffentlichte Riemenschneider die Theatergeschichte der Stadt Düsseldorf, ein zweibändiges Werk, das zum ersten Mal einen Überblick über die mehr als vierhundertjährige Theatergeschichte der Stadt gab. Mit ganzer Kraft widmete er sich 1988 dem erneuten Umzug des Theatermuseums in das Hofgärtnerhaus, für das er den Slogan "das schönste Theatermuseum Deutschlands" prägte und in dem das Museum noch heute untergebracht ist. Wenn das Theatermuseum heute eine national und international beachtete Einrichtung ist, so ist dies der Grundlagenarbeit des Verstorbenen zu verdanken. - Andreas Rehnolt