Beelitz will Publikumsvertrauen zurück gewinnen
Der neugewählte Interimsintendant des Düsseldorfer Schauspielhauses, Günther Beelitz, will in seiner zweijährigen Amtszeit das Vertrauen des Publikums in das Theater zurück gewinnen. Zugleich räumte Beelitz am Mittwoch vor Journalisten ein, auch das Vertrauen des Theaters in sein Publikum müsse wieder gestärkt werden. „Das wird nicht einfach sein, wenn ein Vertrauen erstmal abhanden gekommen ist, braucht es lange Zeit", so der 75jährige Theatermann, der bereits von 1976 bis 1986 Generalintendant in Düsseldorf war. Beelitz tritt die Nachfolge von Manfred Weber an, der wegen eines Millionendefizits im Haushalt des Theaters gehen musste.
Der neue Mann an der künstlerischen Spitze der Bühne betonte, er wolle dazu beitragen, dass das Schauspielhaus in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt „wieder eines der ersten Schauspielhäuser in Deutschland" werde, was es früher immer gewesen sei. Beelitz kündigte an, er wolle als Generalintendant in den beiden Jahren nur „sparsam selbst inszenieren." Gleichzeitig betonte er, seinen lebenslangen künstlerischen Schwerpunkt mit russischen und israelischen Themen auch in Düsseldorf fortführen zu wollen. Für 2015 will er einen besonderen Akzent auf das 50jährige Bestehen diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel legen.
Am Mittwochnachmittag stellte sich der neue Intendant zusammen mit dem ebenfalls neu gewählten kaufmännischen Interims-Direktor Alexander von Maravic auf einer Belegschaftsversammlung den rund 300 Mitarbeitern des Theaters vor. In der kommenden Spielzeit wird er nach eigenen Angaben nicht mehr 40, sondern nur noch 26 Schauspieler im Ensemble haben. Die daraus resultierende deutlich wachsende Zahl von Gästen auf der Bühne sieht er mit gemischten Gefühlen. „Wir müssen bei den Schauspielern weg von hohen Gästezahlen, sonst wird die Beliebigkeit zu groß", so Beelitz. Dies müsse auch in Bezug auf die Ensemblemitglieder geschehen, die sonst nicht ausreichend Chancen auf der Bühne hätten.
Anfang Mai will Beelitz den Spielplan für die Spielzeit 2014/2015 vorstellen. Dann wisse er auch genau, „wer noch da ist im Ensemble". Hinsichtlich des Publikumsvertrauens sieht der neue Intendant viel Arbeit auf sich zukommen. „Dem Publikum hinterherlaufen" wolle er nicht. „Sonst sehen wir uns ja beide immer nur von hinten", sagte Beelitz. Als er vor einigen Tagen im Schauspielhaus Düsseldorf die Inszenierung von Ibsens Nora gesehen habe, habe er deutlich gespürt, das etwas passieren muss. „Ich selbst bin da sehr erschrocken, als man vor 180 Zuschauern spielte". Das Große Haus des Theaters verfügt über rund 1.000 Publikumsplätze.
Alexander von Maravic erklärte am Mittwoch, er wolle mit dem neuen Generalintendanten, den er seit 35 Jahren kennt, dafür sorgen, dass man „nur noch über die Kunst am Schauspielhaus und nicht mehr über das Geld" redet. Beide seien sich darin einig, die Grundlagen für eine neue künstlerische Leitung des ehemals renommierten Theaters legen zu wollen. NRW-Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) meinte, der neue Generalintendant des Schauspielhauses Düsseldorf, der das Theater nach dem Ausscheiden von Beelitz leiten soll, werde von beiden Gesellschaftern - dem Land NRW und der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf - gesucht. „Vielleicht werden wir ja bei dieser Entscheidung ja auch gehört", mutmaßte Beelitz am Mittwoch. – Andreas Rehnolt