Grandiose Geburtstagsrevue für William Shakespeare in Neuss

Zum Auftakt des diesjährigen Internationalen Shakespeare-Festival im rheinischen Neuss begeisterte die Bremer Shakespeare-Company mit einer grell-bunten Geburtstags-Show unter dem Titel Wie es Will gefällt. Bei der 24. Ausgabe des traditionellen Festivals im Nachbau des Londoner Globe-Theaters waren die Zuschauer von der NRW-Premiere der Show mehr als begeistert. Das Stück ist eigens zum 450. Geburtstag des großen englischen Autors von der britischen Autorin Jessica Swale geschrieben worden.

Die gut zweistündige Revue war eine Hommage an William Shakespeare, seine Dichtung, seine Dramen und seine Fantasie bei dem selbst eingefleischte Fans des meistgespielten Bühnenautors der Welt noch einiges lernen konnten. Der Abend begann mit einer dunklen Bühne und einer Entschuldigung dafür, dass das Gastspiel einer berühmten Romeo und Julia-Inszenierung abgesagt werden musste, weil die Schauspieler beim Überqueren des Ärmelkanals gekidnappt wurden. Als Ersatzprogramm bot sich der Gelehrte Lewis Parish an, einen dreistündigen akademischen Erfolgsvortrag über Shakespeare zu halten. Im kleinkarierten Anzug und mit Overhead-Projektor startete die Vorstellung recht bieder, um dann nach kurzer Zeit zu explodieren.

Da erscheinen fortwährend Personen aus der elisabethanischen Zeit. Figuren aus Shakespeare-Stücken versuchen, sich auf neue Weise zu inszenieren. Ein Hausmeister-Ehepaar erinnerte mit einer minutenlangen Slapstick-Einlage sowohl ans unvergessene Ohnsorg-Theater wie an die Handwerker-Szenen aus Shakespeares Sommernachtstraum. Da wird darüber gestritten, welches Stück des Autors das Beste sei, da treten die Frauen aus zahlreichen Dramen und Komödien auf und werfen dem großen Dichter Chauvinismus vor. Die Frauenfiguren hätten nur Bruchstücke der Textmengen zu sagen, die Shakespeare den Männern in den Mund legte.

Auch die Titel seiner Stücke tragen zum Leidwesen der Frauengang aus Rosalind ( Wie es euch gefällt), Julia ( Romeo und Julia), Isabella ( Maß für Maß), Katharina ( Der Widerspenstigen Zähmung) und Ophelia ( Hamlet) meist Männernamen. Ihr Protest in gerappter Form sang von „Ungerechtigkeit in der Theatergeschichte" und forderte: „Wir wollen hier nicht an die Macht, nur einen einzigen Monolog, der so richtig kracht." Auch Shakespeares Erzrivale, der im gleichen Jahr wie der er geborene Autor Christopher Marlowe tauchte auf der Bühne auf, warf Shakespeare vor, nur Plagiate verfasst zu haben.

Auch die Puritaner im damaligen England, die selbstverständlich gegen das Theaterspiel und jede Art von Fröhlichkeit waren, bekamen ihr Fett ab. Dazu gab’s philosophische Betrachtungen zur Hamlet-Figur und gendertheoretische Überlegungen und ganz am Schluss der vielbeklatschten Aufführung einige Ständchen und Bekenntnisse zum Shakespeareschen Theaterspiel sowie eine gigantische Geburtstagstorte für William Shakespeare.

Dem huldigt das Festival im rheinischen Neuss bis zum 19. Juli. Insgesamt stehen 13 Inszenierungen aus Spanien, England, Ungarn und Deutschland auf dem Programm. Das Festival erwartet für die insgesamt 32 Veranstaltungen in diesem Jahr wieder rund 15.000 Besucher. – Andreas Rehnolt