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Grütters verleiht Theaterpreis an FFT Düsseldorf und Theater Oberhausen

Erstmalig hat der Bund in diesem Jahr einen Theaterpreis für die Leistungen kleinerer und mittlerer Theater ausgelobt. Eine von Kulturstaatsministerin Monika Grütters berufene Jury hat jetzt aus 187 eingegangenen Bewerbungen zwölf Preisträger ausgewählt, die sich jeweils über Preisgelder zwischen € 50.000,- und € 80.000,- freuen dürfen. Mit dem Forum Freies Theater Düsseldorf und dem Theater Oberhausen befinden sich zwei Theater aus Nordrhein-Westfalen unter den Preisträgern, die jeweils die Höchstsumme erhalten. (Die Unterschiede in der Höhe der einzelnen Preisgelder treffen keine Aussagen über die Qualität der Häuser oder ihrer Bewerbungen, sondern sie ergeben sich aus dem in der Auslobung festgehaltenen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit: Die Preisgelder orientieren sich an der übrigen öffentlichen Förderung der ausgezeichneten Bühnen.)

Die Jury begründete die Auszeichnung der beiden nordrhein-westfälischen Häuser. Das Forum Freies Theater zeichnet sich einerseits durch regelmäßige Beteiligung der Stadtbewohner bei seinen Projekten aus und gibt der freien Theaterszene der Landeshauptstadt sowie Amateur- und Schultheater-Bühnen einen Raum zur Präsentation ihrer Arbeiten. Andererseits bietet das Haus nationalen und internationalen Gruppen ein Forum für experimentelle Theaterformen. Gemeinsam mit den gastierenden Gruppen erfindet das FFT „immer wieder neue Formate, in denen es gelingt, unterschiedliche Disziplinen konzeptionellen Denkens mit ästhetischen Aktionen zu verbinden“. Ein Beispiel für die Beteiligung der Stadtbewohner ist zum Beispiel Plöger/Winkler/Beckers Projekt von uns aus: weiter, über das theater:pur ausführlich berichtete:  ; Beispiele für experimentelle Theaterformen finden sich bei den Kooperationen mit den Theaterkollektiven Holzinger / Riebeek , Billinger / Schulz oder Showcase Beat Le Mot .

 Beim Theater Oberhausen handelt es sich um eines der innovationsfreudigsten Stadttheater unseres Bundeslandes. Ausdrücklich lobte die Jury die Öffnung des Theaters gegenüber der Freien Szene, dokumentiert beispielsweise durch die Ruhrgebiets-Dystopie und das Stadtentwicklungsprojekt „Die 54. Stadt“. Andererseits gelingt es dem Theater Oberhausen immer wieder, „bemerkenswert avancierte Ästhetiken in der Stadt zu etablieren und internationale Regisseure für (das) Haus zu gewinnen“. Regisseure wie Bram Jansen  oder Simon Stone  machte das Theater Oberhausen in der deutschen Theaterszene bekannt – heute arbeiten sie an den renommiertesten Häusern Europas. Auch der ukrainische Regie-Berserker Andriy Zholdak und der Ungar Kornel Mundruczò  zeigen regelmäßig mutige, avantgardistische Inszenierungen klassischer oder moderner Stoffe („Der Idiot“, „Sexus“, „Die Verwandlung“), die das mit einem sehr überschaubaren Etat ausgestattete Theater in der Stadt mit der zweithöchsten Pro-Kopf-Verschuldung Deutschlands zu einer Pilgerstätte für die Liebhaber avancierten Theaters machen.  

 Hier die übrigen zehn mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichneten kleinen und mittleren Häuser:

Das letzte Kleinod, Schiffdorf
Fundus Theater, Hamburg
Stadttheater Bremerhaven
Städtische Bühnen Osnabrück
Theater der Jungen Welt, Leipzig
Figurentheaterzentrum Westflügel Leipzig

Theater der Altmark / Landestheater Sachsen-Anhalt Nord
Anhaltisches Theater Dessau
Heimathafen Neukölln, Berlin
Maxim Gorki Theater, Berlin

Dietmar Zimmermann