"Bildnis der Tänzerin Anita Berber" von Otto Dix bis Mitte Mai in Düsseldorf
Otto Dix - Der böse Blick lautet der Titel einer Ausstellung, die am Wochenende in der Kunstsammlung NRW (K20) in Düsseldorf eröffnet wurde. Der vor 125 Jahren in Gera geborene Wilhelm Heinrich Otto Dix (1891-1969) galt nach Angaben der Ausstellungskuratorin Susanne Meyer-Büser als „berüchtigter Bürgerschreck." Die bis zum 14. Mai terminierte Ausstellung zeigt insgesamt rund 200 Gemälde, Radierungen, Grafiken, Zeichnungen und Fotografien von Dix.
Eines der auffallendsten Ölbilder in der Schau ist zweifellos das „Bildnis der Tänzerin Anita Berber", das Dix 1925 malte. Es gilt als sein bedeutendstes Frauenportät und befindet sich normalerweise im Kunstmuseum Stuttgart. Die 1899 geborene Berger war - eine Parallele zu Dix - eine der umstrittensten und zugleich schillerndsten Ikonen der Weimarer Republik.
Als Tänzerin wurde sie zum Skandal-Star der Nachtlokale in Berlin. Sie wurde nach Angaben der Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart, Ulrike Groos mit ihrem expressiven, erotischen und künstlerischen Tanz international bekannt. Eines ihrer Programme trug denn auch den provozierenden Titel „Tänze des Lasters, des Grauens und des Wahnsinns." Auch in zahlreichen Filmen wirkte die 1928 verstorbene Künstlerin mit. Unter anderem in Die Reise um die Erde in 80 Tagen, Der Graf von Cagliostro oder Anders als die Anderen.
Otto Dix hatte die Tänzerin 1925 im Düsseldorfer Cabaret „Jungmühle" kennen gelernt. Noch im selben Jahr malte er sie in seinem Düsseldorfer Atelier. Rot ist die vorherrschende Farbe dieses Gemäldes, sowohl Hintergrund als auch Haare und Kleid der Tänzerin malte Dix in verschiedenen Orange- und Rot-Tönen. Der schmale Körper von Berber dreht sich nach den Worten von Groos 2mit überbetonter, schlangengleicher Biegsamkeit."
Der Stoff des schlichten, enganliegenden Kleides wirkt fast wie eine zweite Haut und ist förmlich durchsichtig. Gewollt. Der - wie Berber - in seinen ersten Jahren als Maler skandalsuchende Dix macht die Figur der Tänzerin unter dem dünnen Stoff sichtbar und erinnert damit natürlich an die erotische Tänzerin. Das Bild schmeichelt ihr allerdings nicht.
Die für ihre Drogen- und Alkoholexzesse berühmt und berüchtigte Berber erscheint auf dem Ölgemälde alt, verlebt und von Krankheit und Drogensucht gezeichnet. Er malte sie nach Angaben der Kuratorin so alt, wie sie nie wurde. Ausgezehrt, eingefallen, faltig, der Mund blutrot, der Teint blass und die Augen todesdunkel
Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das Gemälde im Rahmen ihrer Säuberungsaktion als 2entartet" und entfernten es aus der Städtischen Galerie in Nürnberg. Irgendwie überlebte das Bild die NS-Zeit. 1963 kaufte Dix es zurück. Seit 2006 hängt es als Dauerleihgabe der Landesbank Baden-Württemberg im Kunstmuseum Stuttgart.
Dix lebte und wirkte von 1922 bis 1925 in Düsseldorf, wo er als Mitglied der Künstlergruppe Das Junge Rheinland seine kritische Handschrift entwickelte, die ihn in der Kunst des 20. Jahrhunderts unverkennbar machte. Die Ausstellung im Museum am Rande der Düsseldorfer Altstadt widmet sich diesen Düsseldorfer Jahren und untersucht die Zusammenhänge individueller künstlerischer Produktion, gesellschaftlicher und ästhetischer Fragestellungen und die Einflüsse von Unterstützern sowie persönlichen Lebensumständen. – Andreas Rehnolt