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Folkwang Museum Essen zeigt Arbeiten des Künstlers Emil Pirchan

„Plakat - Bühne - Objekt“ lautet der Titel einer Ausstellung, die ab dem 22. Februar im renommierten Folkwang Museum in Essen zu sehen ist. Die bis zum 5. Mai terminierte Schau zeigt die weltweit erste große Einzelausstellung zum Werk des österreichischen Universalkünstlers Emil Pirchan (1884–1957). Pirchan gilt als der Wegbereiter der Reformbewegungen des frühen 20. Jahrhunderts und war als Architekt, Bühnenbildner und Autor aktiv.

Bekannt wurde er vor allem als Bühnenbildner. Seine Plakate, Logos, ExLibris, Prospekte und technischen Illustrationen waren wegweisend und Vorbild für viele seiner Zeitgenossen. Mit seinen Plakatentwürfen und den Arbeiten für die Bühne konnte Pirchan große Erfolge feiern. Die Schau schenkt diesen beiden Bereichen besondere Aufmerksamkeit, wird jedoch die anderen Arbeitsfelder ebenfalls umfassend vorstellen.

Pirchan wurde in Brünn im damaligen Mähren geboren und starb am 20. Dezember 1957 in Wien. Er studierte in Wien an der Akademie der bildenden Künste. 1908 übersiedelte er nach München, wo er eine eigene Kunstschule für Bühnenbild und Gebrauchsgraphik gründete. 1918 wurde er zum Ausstattungsdirektor der Bayerischen Staatstheater ernannt. 1921 übernahm er diese Position an den Staatstheatern Berlin.

Dort begann eine enge Zusammenarbeit mit den Regisseuren Leopold Jessner und Max von Schillings. Als Pirchan anfing, Bühnenbilder zu entwerfen, gab es den „Bühnenbildner“ im heutigen Sinne noch nicht. Meist setzten Maler, Architekten oder Bühnenarbeiter mehr oder weniger gekonnt die Anweisungen des Regisseurs bildlich um. Pirchan griff bei seinen Bühnenbildern die Einflüsse des Expressionismus auf und arbeitete mit Farbsymbolik und starken Farben.

Pirchan kann als Wegbereiter des modernen Bühnenbildes in Deutschland bezeichnet werden, das in den berühmten Inszenierungen Wilhelm Tell, Marquis von Keith, Richard III. oder Othello in den 1920er und 1930er Jahren gipfelte. Er war auch in den nächsten Jahrzehnten als Bühnenbildner sehr erfolgreich, aber konnte den enormen Erfolg der frühen Jahre nicht wiederholen. 1927 wurde er Dozent an der staatlichen Musikhochschule für darstellende Kunst in Berlin, wo er Bühnenbildkunst und Kostümlehre unterrichtete.

1930 übersiedelte er nach Prag als Ausstattungschef des dortigen Deutschen Theaters. Gleichzeitig erhielt er eine Professur an der Deutschen Musikakademie für die Bühnenbildklasse. 1936 wurde er als Professor an die Akademie der bildenden Künste nach Wien berufen. Er übernahm die Leitung der Meisterschule für Bühnenbildnerei und arbeitete als Bühnenbildner am berühmten Burgtheater und der nicht minder berühmten Staatsoper.

Neben der Theaterarbeit von rund 500 Gesamtausstattungen von Opern, Schauspielen, Revuen, Balletten, Operetten oder Filmen schrieb Pirchan auch viele Bücher sowohl Fachliteratur zur Bühnenmalerei, Kostümkunde, zum Maskenmachen und Schminken als auch Künstlermonographien und Romane.

Die Ausstellung ist dienstags, mittwochs, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags und freitags von 10 bis 20 Uhr geöffnet. - Andreas Rehnolt