Krippenblues - Frank Goosen im Schauspielhaus Bochum

Frank Goosen, Kabarettist aus Bochum, ließ das Publikum im ausverkauften Bochumer Schauspielhaus an seinen Erfahrungen und Gedanken zur Vorweihnachtszeit und zum Fest selber auf höchst vergnügliche, kurzweilige Art teilhaben. Wobei es durchaus wichtig war, dass er hier als Lokalmatador auftrat, der genau weiß, was der „Ruhrpottmensch“ mag, wie er tickt. Saß er doch selbst schon 1969 als Schüler im Kindermärchen des Bochumer Hauses und findet jetzt das Publikum „ausgesprochen attraktiv“. Womit er sich zugegebenermaßen „ranwanzt“.

Was ist Weihnachten? Goosens Opa (gesprochen „Oppa“) gab folgende Erklärung: „Weihnachten ist eigentlich ein Geburtstag wie jeder  andere, nur kommt das Geburtstagskind nicht vorbei und gibt einen aus.“
Goosen stellt fest, dass das Weihnachtsfest immer früher seine Schatten vorauswirft. So beginnt die Vorweihnachtszeit schon im Spätsommer, wenn Armeen von Schokoladennikoläusen, die zum großen Teil übrig gebliebene, umgeschmolzene Osterhasen sind, in den Geschäften bereits parat stehen.
Der Kabarettist, der uns teils frei seine Überlegungen und Erfahrungen erzählt, liest zwischendurch immer wieder Geschichten aus seinen Büchern vor.
Die Vorweihnachtszeit beginnt für ihn mit der Zeitumstellung, wenn es dann früher dunkel wird. St.Martin und Totensonntag sind weitere Etappen. Die er natürlich mit Anekdoten und Erinnerungen ausschmückt. So der am Totensonntag traditionelle Gang mit der über neunzigjährigen Großmutter über den Friedhof.  „Dort kennt Oma mehr Leute als woanders.“ Immer hat Goosen die Lacher auf seiner Seite. So auch, wenn er vom vorweihnachtlichen Besuch der Zeugen Jehovas berichtet, „der Drückerkolonne des Allmächtigen“. Er bezieht sich häufig ganz persönlich mit ein. Ein Beispiel: die misslungene Verabredung mit seiner Frau, sich nichts zu Weihnachten zu schenken. Was auf viel Verständnis im Publikum zu stoßen schien. Immer wieder erfrischend sein Mutterwitz, wenn er vorweihnachtliche Szenarios beschreibt. So die Ehepaare im Partnerlook, die in „Funktionsjacken von Schöffel“ über den Weihnachtsmarkt pirschen. Umwerfend komisch seine Erinnerungen an die Weihnachtszeit als Kind. Wenn sich sein Vater als einziger in der Lage fühlte, den Baum zu schmücken, während die Mutter das Lametta in der Küche aufbügelte. Oder wenn „Omma“ gleichzeitig in der Küche das Essen machte und im Wohnzimmer Geschichten erzählte. Und natürlich stets die Tanten-  in eng sitzenden, unifarbenen Häkelpullovern, Faltenröcken „mit messerscharfen Falten“ und orthopädischen Schuhen – aufkreuzten, um den Weihnachtsschmaus – alle Jahre wieder „Rollladen, Gratäng und Rosenkohl – zu genießen.

Freuden, aber auch Stress und Chaos der Vorweihnachtszeit, all das wurde äußerst unterhaltsam ausgemalt und durch viele Details, auch manche persönlicher Art, illustriert. Begeisterter Applaus. - Antje van Bürck