Der Fall Corona und die Opernhäuser
Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein!
Sie kennen diesen berühmten Satz! Und er lässt sich auch problemlos anwenden, nimmt man die Opernlandschaft in NRW unter die Lupe angesichts der – um im Asterix-Bild zu bleiben – „Belagerung“ durch die Corona-Legionäre. Das Land NRW hat bekanntlich darauf reagiert und sämtliche Veranstaltungen verboten, zu denen mehr als 1000 Personen erwartet werden. Das betrifft auch die meisten der zwölf Opernhäuser des Landes. Wie wird darauf reagiert?
Den Spielbetrieb konsequent eingestellt hat schon Anfang der Woche zuerst Gelsenkirchen. Chapeau! Bonn und Dortmund haben nachgezogen, inzwischen auch Hagen. Düsseldorf versuchte es anfangs mit Kosmetik und annoncierte, während der geplanten Vorstellungen nicht mehr als 1000 Besucher*innen zuzulassen - um heute denn doch noch die Notbremse zu ziehen und das Haus zu schließen. Detmold spielt weiter - mit dem Verweis auf die Größe des Hauses mit „nur“ 648 Plätzen. Immerhin verspricht die Landesbühne in Ostwestfalen, ihr potenzielles Publikum „auf dem Laufenden“ zu halten und sich der rasanten Dynamik der Corona-Welle gegebenenfalls anzupassen. Keine Bedenken haben die Theatermacher in Krefeld/Mönchengladbach. Zwar ist der für den 21. März geplante Theaterball in Krefeld (mit 1200 Personen) abgesagt, doch „alle anderen Vorstellungen finden (…) wie geplant statt“, so Generalintendant Michael Grosse. Ähnlich unbekümmert ist man in Münster: „Die Vorstellungen des Theater Münster finden bis auf Weiteres wie geplant statt. Über neue Entwicklungen informieren wir Sie hier“ heißt es auf der Homepage des Hauses (allerdings NICHT auf deren Startseite!) Dieses „wir informieren Sie hier“ steht allerdings auch schon seit zwei Tagen unverändert auf der Seite.
Bielefeld signalisierte bis gestern (11. März) noch „Normalbetrieb“, erwartet aber zu heute eine Entscheidung der Stadt und will darüber informieren. Und das Aalto-Theater in Essen, das Theater Aachen sowie die Oper Wuppertal? Man reibt sich die Augen: auf deren Homepages kommt das Virus überhaupt nicht vor! Kleinbonum? Laudanum? Babaorum? Es scheint so, als gäbe es aus Sicht der dortigen Verantwortlichen in ganz Gallien tatsächlich Corona-freie Inseln. Das Publikum weiß es natürlich besser - und wird sich ganz persönlich entscheiden, ob es das wie auch immer kleine, größere oder große Risiko einer Infektion in Kauf nimmt.
Christoph Schulte im Walde
(Donnerstag, 12. März, 12.30 Uhr)