Forscher lassen musikalische Energie der Berliner Philharmoniker auch optisch wirken
Die Berliner-Philharmoniker starten in die neue Saison und zeigen sich dabei von einer völlig neuen Seite. Am 20. April wurde die sogenannte Heat-Serie veröffentlicht, in der die Instrumente der Musikerinnen und Musiker ausnahmsweise mal nicht akustisch, sondern vor allem optisch wirken. So lässt sich die Energie, die man sonst nur in den Konzerten spürt, erstmals im Bild nachvollziehen.
Möglich machten dies experimentelle Untersuchungen des Dresdner Fraunhofer-Institutes für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung, in denen die Instrumente nach dem Spielen mit einer Wärmebildkamera abgelichtet wurden. Dabei kamen völlig neue Aspekte zum Vorschein, die auch im Bild zeigen, mit welcher Intensität die Musikerinnen und Musiker ihre Instrumente spielen.
Mittels Infrarotstrahlung erfasste die Wärmebildkamera die Oberflächentemperatur von Instrumenten vor, während und nach einem Konzert. Die dabei entstandenen Thermogramme zeigen eindrucksvoll und zum Teil auch überraschend, welche Temperaturen an welchen Stellen der Instrumente entstehen. Diese kommen durch Berührungen, Druck oder Atemluft zustande. Beispielsweise durch Auflegen einer Violine auf die Schulter, das Bespielen einer Pauke oder das Halten des Taktstocks.
Die Wissenschaftler des Fraunhofer IFAM Dresden fanden heraus, dass sich die Instrumente beim Spielen um bis zu 10 Grad erwärmen. Dies hängt natürlich auch vom Material ab. Blechblasinstrumente nehmen Wärme schneller auf, geben sie aber auch rascher wieder ab. Holzblasinstrumente dagegen nehmen Wärme langsamer auf, halten diese dafür aber länger. So erwärmt sich etwa das Mundstück einer Trompete auf bis zu 30 Grad Celsius, das Griffbrett einer Violine nur auf bis zu 25 Grad im Verhältnis zur Raumtemperatur von 20 Grad.
Durch die Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern konnten die Wissenschaftler zeigen, dass sie mit ihrem Know-how beliebige wärme- und strömungstechnische Fragestellungen auch ohne Bezug zu werkstofftechnischen Innovationen bearbeiten können. - Andreas Rehnolt