Kulturstiftung des Bundes unterstützt von Coronakrise betroffene Künstlergruppen
Freie Gruppen aus den Bereichen Theater, Tanz und Musik bilden einen unverzichtbaren, häufig besonders innovativen Bestandteil der Kunstszenen und finden ein aufgeschlossenes Publikum gerade unter jüngeren Kunstinteressierten. Auftrittsmöglichkeiten und Einkünfte der Freien Gruppen tendierten durch den coronabedingten Lockdown gegen Null, wodurch viele in eine existentiell bedrohliche Situation gerieten. Ihre Arbeit wird durch das Gebot des Social Distancing infolge der Pandemie enorm erschwert.
Die Kulturstiftung des Bundes hatte vor diesem Hintergrund und angesichts der speziell für Freie Gruppen unzureichenden akuten Unterstützungsmaßnahmen kurzfristig das Stipendienprogramm Reload ausgelobt, mit dem Freie Gruppen ab drei Mitgliedern eine Förderung von 25.000 Euro für den Zeitraum von Juli bis Dezember 2020 bekommen können. Durch eine Aufstockung um 2,5 Millionen Euro aus dem BKM-Programm Neustart Kultur konnte Reload nach Angaben der Stiftung mit insgesamt 5,75 Millionen Euro ausgestattet werden.
Die Stipendien sollen vor allem den Zusammenhalt der Gruppe sichern und sie dabei unterstützen, sich mit den Auswirkungen der Coronakrise auf die eigene Kunstpraxis zu beschäftigen und gegebenenfalls Anpassungen an veränderte Produktionsbedingungen vorzunehmen. Sie können auch für die vorbereitende Arbeit an gemeinsamen Vorhaben nach Überwindung der Corona-Beschränkungen genutzt werden.
Der Vorstand der Kulturstiftung des Bundes wählte auf Empfehlung einer unabhängigen Jury von den bis zum 25. Mai eingereichten Bewerbungen 230 Gruppen für Stipendien aus. 106 entfielen dabei auf den Bereich Theater, 28 auf Tanz und 96 auf Musik. In allen drei Bereichen ließ sich eine große künstlerische Bandbreite feststellen. Im Theater zum Beispiel sind neben dem Sprechtheater Kinder- und Jugendtheater, Oper, Performance, Figuren- oder Improvisationstheater vertreten. Die Größe der Gruppen variierte zwischen 3 und 49 Personen.
Da die meisten Freien Gruppen auf urbane Infrastrukturen angewiesen sind, stammten viele Anträge erwartungsgemäß aus größeren Städten, vorrangig Berlin und aus Nordrhein-Westfalen. Aber auch in ländlichen Regionen wie etwa in der Nordwest-Uckermark, im schleswig-holsteinischen Großenrade, im bayerischen Stockdorf oder im baden-württembergischen Merzhausen können Reload-Stipendien zur Existenzsicherung Freier Gruppen beitragen. - Andreas Rehnolt