Ulrich Greb erhält Großen Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland

Der Regisseur und Intendant des Moerser Schlosstheaters, Ulrich Greb, erhält in diesem Jahr den Großen Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland. Die Auszeichnung ist mit 30.000 Euro verbunden und damit einer der höchstdotierten deutschen Kulturpreise. Greb stehe „für hohe künstlerische Innovation ebenso wie für die Auseinandersetzung mit aufkommenden gesellschaftlichen Themen, an die er das Publikum mutig und umsichtig heranführt“, so der Vorstandschef der Stiftung, Thomas Hendele in der Begründung der Jury.

„Auf kreative Weise erschließt sich Ulrich Greb ungewöhnliche Spielstätten jenseits des Theaterraums, um von dort seine Themen zu erzählen und in die Gesellschaft zu wirken“ ergänzte Michael Breuer, der Vorsitzende des Stiftungs-Kuratoriums. Greb, 1959 in Essen geboren, arbeitete nach Abschluss seines Studiums der Germanistik und Philosophie als Schauspiel- und Musiktheaterregisseur unter anderem in Bochum, Freiburg, Göttingen, Innsbruck, Oberhausen, Oldenburg und Stuttgart. Bekannt wurde er vor allem durch seine Theaterprojekte in stillgelegten Industrieanlagen und an öffentlichen Orten. Seit der Spielzeit 2003/2004 ist er regieführender Intendant im Schlosstheater Moers am Niederrhein.

Neben zahlreich ausgezeichneten Regiearbeiten machte er sich bundesweit einen Namen mit Rechercheprojekten und partizipativen Arbeiten zu gesellschaftspolitisch aktuellen Themen, wie Armut, Demenz, Depression, Klimawandel und Migration. Dabei etablierte er ein Theaterkonzept, in dessen Zentrum die Verbindung künstlerischer und sozialer Initiativen liegt, das nicht selten Stadtgespräch wurde, hieß es in der Begründung der Stiftung weiter. In der Corona-Zeit schuf Greb in der Inszenierung „21 Lovesongs“ gemeinsam mit dem Ensemble eine neue, wegweisende digitale Vermittlungsform, die bei Fachpublikum und Zuschauenden Spuren hinterlassen hat. Die großen Fragen des Lebens, die seit Ausbruch der Pandemie den Ton des Alltags bestimmen, wurden aus verschiedenen Perspektiven in einer atmosphärisch verdichteten Inszenierung live verhandelt.

Was macht die Sehnsucht nach dem Zusammensein aus uns und was macht sie mit unserer Gesellschaft? Was empört uns und um welche und wessen Freiheit kämpfen wir? Durch über zehn Kameraquellen wurden die Schauspielenden in dieser Live-Stream-Inszenierung zu Erzählenden ihrer selbst und erzeugten in ihrem Ringen um Sichtbarkeit eine Nähe zum Publikum am Bildschirm, die fast völlig vergessen ließ, dass man nicht im Theater saß.

Der Große Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland wird an herausragende Künstlerpersönlichkeiten oder Einrichtungen vergeben, die das kulturelle Leben im Rheinland außergewöhnlich bereichern. Der Preis würdigt das Gesamtwerk des Preisträgers und seine Bedeutung für das Rheinland. Seit 1989 zeichnet die Stiftung Künstler, Kulturschaffende und Kultureinrichtungen mit dem Großen Kulturpreis aus. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger waren unter anderem Pina Bausch, Hilla Becher, Andreas Gursky und zuletzt die Insel Hombroich. Die Preisübergabe findet aufgrund der Corona-Pandemie im internen Kreis im Spätsommer 2021 statt. - Andreas Rehnolt