Brasilianische Choreografin Lia Rodrigues mit Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken ausgezeichnet

Die brasilianische Tanzchoreografin und Sozialarbeiterin Lia Rodrigues ist am Dienstagabend in Solingen mit dem Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird gemeinsam von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ausgelobt. Die zum zehnten Mal vergebene Auszeichnung wurde im Theater und Konzerthaus Solingen im Pina-Bausch-Saal verliehen. Die fünfundsechzigjährige Rodrigues kannte die gebürtige Solingerin Pina Bausch (1940-2009) persönlich und ist von ihr nach eigenen Worten bis heute beeinflusst.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing würdigte die Preisträgerin für ihre mutige Haltung des Widerstands, die sich im Tanz ausdrückt, und sagte: „Lia Rodrigues und ihre Kompagnie stellen die vom globalen Norden diktierten (…) Denkschemata auf den Kopf. Sie tun das mit nichts anderem als mit ihren eigenen Körpern, (…) verletzlich und stark zugleich." Zugleich bedauerte Bätzing, dass das großartige Ausdruckspotenzial der Tanzkünste im kirchlichen Kontext zu lange nicht angemessen wahrgenommen worden sei. „Somit will die heutige Preisverleihung als kirchen- und kulturpolitisches Statement für die längst überfällige Rehabilitierung des Tanzes im kirchlichen Kontext verstanden werden", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

Im Tanztheater begegnen uns essenzielle Themen wie ‚Anfang und Tod‘, ‚Schmerz und Erlösung‘, ‚Hoffnung und Verzweiflung‘, ‚Identität und das Andere‘ als ästhetisch-dringliche Pro-Vokation, also im Wortsinn als ‚Auf-Ruf‘, sich berühren und verändern zu lassen," so Bätzing weiter. Der Intendant der Deutschen Welle, Peter Limbourg, würdigte Rodrigues in seiner Laudatio für ihr „herausragendes soziales Engagement". 2004 hatte sie ihre Tanz-Kompagnie in eine Favela verlagert. Maré heißt das Viertel im Norden Rios, in dem 140.000 Menschen in teils großer Not leben und Opfer organisierter Kriminalität, staatlicher Repression und gewaltsamer Übergriffe sind.

Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken wies darauf hin, dass Tanz viel mit Liturgie zu tun habe. „Es geht um die Bewegung und Personen-Arrangements im Raum, um Ortswechsel, Schreiten, Knien, Stehen, gar am Boden liegen, Knie beugen, Hände falten oder erheben," so Sternberg. Lia Rodrigues dankte für den Preis. „Ich glaube, dass die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks der Schlüssel zur Begegnung mit der Transzendenz ist. Ich schätze es also, dass Sie meine Arbeit als eine dieser Möglichkeiten betrachten. Ich glaube, dass jeder von uns, der einen privilegierten Platz in der Gesellschaft einnimmt, die Pflicht hat, dazu beizutragen, dass wir in einer weniger ungleichen Welt leben können." Bisherige Preisträger waren unter anderem Peter Zumthor, Ralf Rothmann und Mark Andre. - Andreas Rehnolt

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