Opernhaus Düsseldorf wurde vor 65 Jahren neu eröffnet
Am 29. September 1956 - vor genau 65 Jahren - fand im neu restaurierten Düsseldorfer Opernhaus am Rande des Hofgartens mit Elektra die Eröffnungspremiere statt, die enthusiastisch gefeiert wurde. Genauso lange besteht auch die Theatergemeinschaft der beiden Städte Düsseldorf-Duisburg, die seit 65 Jahren für die Deutsche Oper am Rhein (Rheinoper) stehen. Diese, erst im April dieses Jahres um weitere sechs Jahre bis 2027 verlängerte „Theaterehe" wird vorerst nicht gefeiert. Zum 65. Jubiläum der Theatergemeinschaft ist kein Festakt oder ähnliches geplant. „Wir warten noch ein bisschen", sagte eine Sprecherin der Oper auf Anfrage, ohne das weiter zu konkretisieren.
Ganz anders war das am 28. September 2006, als der 50. Geburtstag mit einer Jubiläumsfeier begangenen wurde. Zwar nicht in Düsseldorf, sondern im Opernhaus Duisburg, weil das Gebäude in der NRW-Landeshauptstadt damals gerade mal wieder renoviert werden musste. In Düsseldorf diskutieren Architekten, Kulturexperten, Verwaltung und kulturinteressierte Bürger seit mehreren Monaten intensivst über die Zukunft des in die Jahre gekommenen Kulturbaus an der Heinrich-Heine-Allee. Es geht um die Frage Abriss oder Neubau des stark sanierungsbedürftigen Gebäudes.
Etwa dreißig potentielle Opern-Standorte wurden anfangs geprüft. Gut eine Handvoll davon sind in den monatelangen Gesprächen und Verhandlungen übrig geblieben, die nun erneut geprüft werden. Wie es heißt, soll vermutlich im Dezember dieses Jahres im zuständigen Rat der Stadt eine endgültige Entscheidung zur Zukunft der Oper in Düsseldorf gefällt werden.
Das Gebäude gilt nicht nur bei Kultur-Liebhabern als „charmantes Juwel aus den 1950er Jahren". Aber die Geschichte des Hauses ist noch deutlich älter. Es wurde 1875 nach den Pänen des Architekten Ernst Giese als neues Stadttheater eröffnet. Der damals dem italienischen Renaissancestil nachempfundene Bau mit seinem runden Vorderhaus und 1.260 Sitzplätzen hatte Ähnlichkeit mit anderen repräsentativen Theatergebäuden wie etwa der Semperoper in Dresden. Durch Luftanghriffe 1943 wurde das Gebäude stark beschädigt, noch während des Zweiten Weltkriegs notdürftig repariert und wieder eröffnet. Der grundlegende Umbau, bei dem auch die ursprünglich historischen Fassaden beseitigt wurden, erfolgte von 1954 bis 1956.
Die beiden Opernhäuser Düsseldorf und Duisburg als Deutsche Oper am Rhein sind seit 65 Jahren für Weltklasse-Inszenierungen in den Bereichen Oper, Musical und Ballett bekannt. Die Deutsche Oper am Rhein hat aktuell rund 580 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zudem hat sie das größte Ensemble einer Oper in Deutschland. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie „Ballett am Rhein“ hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt.
Allerdings liegt die Auslastung der Rheinoper auch schon in Nicht-Coronazeiten deutlich unter der, anderer deutscher und europäischer Opernhäuser, so Experten des Genres. An der Spitze der Deutschen Oper am Rhein steht seit der Spielzeit 2009/2010 Generalintendant Christoph Meyer. Der ist im übrigen Chef von Mitarbeiter*innen aus 40 Nationen, die in über 50 Berufen an der Oper tätig sind. Die Kosten für das Opernhaus der Zukunft in der NRW-Landeshauptstadt beziffern Experten bei einer Sanierung des alten Gebäudes auf mindestens 457 Millionen Euro. Ein Neubau am alten Standort würde mindestens 716 Millionen Euro, ein Neubau an einem anderen Standort mindestens 636 Millionen Euro kosten. Obwohl nicht offiziell das 65jährige Jubiläum gefeiert wird, lautet der Titel einer Inszenierung in der laufenden Spielzeit "Mazel Tov! - Herzlichen Glückwunsch". - Andreas Rehnolt