Drei Fragen an... Thorsten Schmid-Kapfenburg
Thorsten Schmid-Kapfenburg, 1967 in Hamburg geboren, bekam in Kindheit und Jugend Unterricht in Klavier, Orgel, Trompete und Violine, studierte von 1983 bis 1989 bei Detlev Glanert Musiktheorie und Komposition, komponierte diverse Kammermusik und die Kammeroper „Hadaly“ für das „Junge Forum Musiktheater“ in Hamburg. Von 1984 bis 1990 war er als Geiger und Gastdirigent Mitglied des Landesjugendorchesters Hamburg. In der Klasse von Klauspeter Seibel studierte er von 1986 bis 1993 Dirigieren, wirkte von 1991 bis 2000 als Solorepetitor, Kapellmeister und zuletzt als Assistent des GMD an den Bühnen Kiel. Die Erich-Wolfgang-Korngold Society in Liverpool ernannte ihn 1993 zum Ehrenmitglied.
Gastspiele führten ihn an Häuser wie das Aalto-Theater Essen und die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf. Von Februar 2000 bis März 2004 arbeitete er als Solorepetitor, stellvertretender Studienleiten und Assistent von Christian Thielemann an der Deutschen Oper Berlin und übernahm einen Lehrauftrag an der Hochschule der Künste Berlin. Seit September wirkt er als Kapellmeister am Theater Münster und ist darüber hinaus Chefdirigent der „Alten Philharmonie“ Münster.
Was bedeutet für Sie persönlich „Theater“?
Theater ist - wie Kultur überhaupt - vor allem eines: nämlich KEIN Luxus, sondern eine lebenswichtige und systemrelevante Notwendigkeit.
Wir merken es jetzt, in der Corona-Zeit, deutlicher denn je: Online-Präsenz ist schön und gut, sollte aber nicht überbewertet werden. Theater-online-Präsenz ist wie Geisterspiele im Fußball. Der Moment eines sich hebenden Vorhangs ist - für mich nach über 30 Jahren noch immer - pure Magie.
Was war für Sie der bisherige Höhepunkt in Ihrer Arbeit?
Es gibt in meiner Vergangenheit einige denkwürdige Ereignisse, die das Prädikat ‚Höhepunkt‘ verdienen würden: meine „Tote Stadt“-Dirigate (Erich Wolfgang Korngold) über mehrere Spielzeiten an der Kieler Oper, die mich Anfang der 1990er Jahre ins Hause Korngold nach Portland/Oregon führten.
Oder die Aufführung des Fritz Lang Films „Metropolis“ 2013 mit dem Sinfonieorchester Münster im Cineplex-Kino (im Rahmen der Kinokonzerte des Sinfonieorchesters Münster).
Aber vermutlich steht mir mein persönlich größter Höhepunkt noch bevor, wenn im Mai 2022, als letzte Opernproduktion der Ära Dr. Ulrich Peters, meine Oper „Galen“ („Der Kardinal“ - Titel steht noch nicht fest - Oper in 20 Szenen; Text: Stefan Moster) im großen Haus des Theaters Münster zur Uraufführung gelangt.
Welchen Ort in NRW - abgesehen von „Ihrem“ Theater - würden Sie Besucher*innen/Freund*innen/Gästen gerne zeigen?
Unverzichtbar - und ich sage das auch deshalb, weil ich schon von verschiedenen Leuten darauf angesprochen worden bin, die einen Aufenthalt in Münster planten - ist ein Besuch der Kult-Hähnchen-Braterei ‚Nordstern‘.
Der unvergleichliche Charme einer Bahnhofsgaststätte, gepaart mit stets freundlicher Bedienung und den wahrscheinlich weltbesten Brathähnchen hat echtes Suchtpotenzial.
(Den Kontakt stellte theater:pur-Autor Christoph Schulte im Walde her.)
17. Mai 2020