Drei Fragen an... Marcel Kohler

Marcel Kohler, geboren 1991 in Mainz, Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin (2011 bis 2015). Mehrfache Arbeit mit Christian Grashof. Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Bereits während des Studiums erste Rollen am Deutschen Theater Berlin. Dort seit Februar 2015 festes Ensemblemitglied. Wiederholte Zusammenarbeit mit Daniela Löffner, Stephan Kimmig und Dušan David Parízek. 2016 debütiert er in Goethes Clavigo (Regie: Stephan Kimmig) bei den Salzburger Festspielen. Kohler führt regelmäßig Regie und arbeitet dabei u. a. mit Corinna Harfouch, dem „Neuen Künstlertheater“ und mit Studierenden der Hochschule „Ernst Busch“. Auszeichnungen: Gewinner des internationalen Wettbewerbs für neue Theatertexte „Lingue in Scena“ des Goethe-Instituts und der Buchmesse Turin für Costa. „Best Acting Prize“ beim 3. Internationalen Festival der Schauspielschulen in Peking 2013. O.E. Hasse-Preis 2014. Alfred-Kerr-Darstellerpreis für die beste Leistung eines jungen Schauspielers im Rahmen des Theatertreffens der Berliner Festspiele 2016 für die Rolle des Arkadij Nikolajitsch Kirsanow in Väter und Söhne (Regie: Daniela Löffner). In der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater heute“ wurde Marcel Kohler 2016 zum Nachwuchsschauspieler des Jahres gewählt. 2017 erhielt er den Daphne-Preis der TheaterGemeinde Berlin für außergewöhnliche darstellerische Leistungen. Zurzeit ist er in Franziska LinkerhandAusweitung der Kampfzone, Die Umsiedlerin, Hunger. Peer GyntDie GlasmenagerieVäter und Söhne sowie in Decamerone (Regie: Kirill Serebrennikov) zu sehen, eine Koproduktion mit dem Gogol-Center Moskau, die im März 2020 Premiere am Deutschen Theater feierte.

 

Was bedeutet für Sie persönlich „Theater“?

Theater bedeutet für mich, für die Dauer einer Vorstellung einen Schritt auf ganz unterschiedlichen Lebenswegen mit anderen Menschen gemeinsam zu gehen und für Momente zu vergessen, dass wir eigentlich Fremde sind.

 

Was war für Sie der bisherige Höhepunkt in Ihrer Arbeit?

Da es mir auch nach langem Überlegen nicht möglich ist, einen Punkt herauszustellen, beantworte ich die Frage nun wörtlich: Der Höhepunkt beziehungsweise höchste Punkt meines bisherigen Theaterlebens war an einem Seil hängend im Schnürboden des DTs vielleicht zehn Meter über der Bühne am Ende der deutschsprachigen Erstaufführung von Horváths „Niemand“. Da wir das Stück nicht mehr spielen, kann ich es jetzt auch offen zugeben: Ich hatte Höhenangst und war beim Applaus in erster Linie froh, dass ich wieder sicher auf den Brettern, die den Boden bedeuten, stand. 

 

Welchen Ort in Berlin würden Sie Besucher*innen/Freund*innen/Gästen gerne zeigen?

Ich würde vorschlagen, wir nehmen uns alle jeweils unser Lieblingsgetränk mit und setzen uns auf die Treppen vor dem Bodemuseum und schauen bei Gitarrenmusik der Sonne beim Untergehen zu und zum Mitternachtssnack geht es zu Curry Baude am Gesundbrunnen. Und falls wir uns erst in ein paar Jahren treffen, würde ich danach noch das Theater meiner freien Gruppe „Neues Künstlertheater“ zeigen, in dem dann gerade eine rauschende Vorstellung zu Ende geht. 

 

Foto: Klaus Dyba

(Den Kontakt stellte theater:pur-Autorin Eva Britsch her.)

20. Mai 2020