Übrigens …

Drei Fragen an... Stefan Moster

Stefan Moster, geboren 1964 in Mainz, lebt als Autor und Übersetzer in Berlin und Finnland. Er hat zahlreiche Bücher aus dem Finnischen übersetzt, aber auch Bühnenwerke: Theaterstücke, Lieder, eine Kammeroper, eine Musikrevue, ein Musical für Kinder. Als Autor hat er Gedichte, Erzählungen, Essays ein Kinderbuch und fünf Romane veröffentlicht, zuletzt „Alleingang“ (2019). Zurzeit schreibt er an einem Libretto für das Theater Münster.

 

Was bedeutet für Sie persönlich „Theater“?

Theater ist für mich der Ort, an dem alles Nationale obsolet wird. Die Griechen, Shakespeare, Goethe, Ibsen, Brecht, Williams, O’Neil, Reza… Überall werden sie gespielt und niemand fragt nach dem Pass. Für die Oper gilt das Gleiche: Händel, Rameau, Mozart, Verdi, Bizet, Puccini… Und alle, die ins Theater gehen, nehmen diese Aufhebung des Nationalen ganz selbstverständlich hin.

 

Was war für Sie der bisherige Höhepunkt in Ihrer Arbeit?

Als Schriftsteller empfinde ich es als Höhepunkt, wenn ich mit Musikern zusammenarbeiten darf. Im Zusammenhang mit meinem ersten Roman „Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels“ war ich zusammen mit professionellen Pianisten auf der Bühne. Ich las, sie spielten die Stücke, die im Roman erwähnt wurden. Und mein Text bekam Flügel. Überboten wird diese Erfahrung im Moment allerdings durch die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Thorsten Schmid-Kapfenburg an einer Oper. Ich schreibe das Libretto, er macht die Musik, und ich staune, wie aus meinen Sätzen Gesang wird.

 

Welchen Ort in NRW würden Sie Besucher*innen/Freund*innen/Gästen gerne zeigen?

Ich würde die betreffende Person vom Kölner Hauptbahnhof über die Domplatte und durch die enge Fußgängerzone führen (Gewimmel, Gedränge, Reklame, Zeug und Kram) und dann rechts abbiegen, zum großen Kontrast zu alldem und zum Ziel des Spaziergangs: zum Kolumba, dem Museum der Erzdiözese Köln. Nicht unbedingt wegen der Exponate, sondern wegen des Gebäudes, das der Architekt Peter Zumthor in seiner unbestechlichen Art mitten ins kölsche Köln gestellt hat: puristisch, klar, rein, ohne jeden Schnickschnack, ohne überflüssige Schalter, Steckdosen, Griffe, Schlösser, Kabel, Kästchen, Rillen und dergleichen. Man tritt ein, und die Fußgängerzonenschlacke fällt von einem ab. Man spürt, wie Räume auf Menschen wirken, und dass es auch Räume gibt, die einem guttun. 

 

Foto: Mathias Bothor

 

(Den Kontakt stellten Thorsten Schmid-Kapfenburg und Christoph Schulte im Walde her.)

9. Juni 2020