Übrigens …

Drei Fragen an... Andreas Grothgar

Andreas Grothgar wurde 1957 in Hamburg geboren und ist in Düsseldorf aufgewachsen. Er war u. a. am Theater Bremen, am Schauspiel Bonn, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, an den Münchner Kammerspielen, am Schauspiel Essen und am Schauspielhaus Bochum engagiert, wo er Rollen wie den Hamlet, Othello, Macbeth, Stanley Kowalski, Odysseus, Platonov oder König Claudius spielte. Er arbeitete u. a. mit den Regisseur*innen Andras Fricsay, Harald Clemen, Luk Perceval, Árpád Schilling, Burkhardt C. Kosminski, Schirin Khodadadian, Gregor Jarzyna, Jan Klata, Paul Koek und Stephanie Sewella zusammen. Neben dem Theater arbeitete er für Hörspiele mit Leonhard Koppelmann, Norbert Schaeffer, Walter Adler und Jörg Schlüter. In der Spielzeit 2016/17 stand er am Düsseldorfer Schauspielhaus u. a. als Puntila in »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Jan Gehler) und in »Die göttliche Komödie« nach Dante Alighieri (Regie: Johannes Schütz) auf der Bühne. Aktuell sieht man ihn in »Terror« (Regie: Kurt Joseph Schildknecht), »Der Sandmann« (Regie: Robert Wilson), als Antonio in »Der Kaufmann von Venedig« (Regie: Roger Vontobel) und seit der Spielzeit 2018/19 als Dorfrichter Adam in Heinrich von Kleists »Der zerbrochne Krug« (Regie: Laura Linnenbaum), in »Hundeherz« (Regie: Evgeny Titov) sowie in »Fanny und Alexander« (Regie: Stephan Kimmig) nach dem Film von Ingmar Bergman. Er ist außerdem Dr. Goll in»Lulu« (Regie: Bernadette Sonnenbichler), der Cherub in »Die Entdeckung des Himmels« (Regie: Matthias Hartmann).

 

Was bedeutet für Sie persönlich „Theater“?

Im günstigsten Fall „spielen können“, im ungünstigen viel Verdruss.

 

Was war für Sie der bisherige Höhepunkt in Ihrer Theaterarbeit?

Zweimal mit demselben Regisseur (und Freund und großem Menschenversteher Andreas Fricsay) „Hamlet“ machen zu können. Es war „mein Stück". Wegen Zapatka als Hamlet in Düsseldorf wollte ich zum Theater. Dann sprach ich Andreas Hamlet vor. Dann hat er das Stück inszeniert, zuerst in Bremen, Hamlet als Punk, rasendes Tempo, pure Angst. Beim Premierenapplaus habe ich gejubelt wie nach einem Siegestor in der 95. Minute statt mich zu verbeugen, Tonnen fielen von den Schultern. Und dann zum zweiten Mal in Bonn, das Gegenteil, ruhig, nachdenkend, „genießend“ auch, und nach viereinhalb Stunden ein hochtouriger Fechtkampf… am Ende hab ich heißes Wasser geschwitzt auf dem Thron, mir die Krone aufgesetzt und der Rest war Schweigen... sozusagen ein günstigmöglichster Fall (nochmal zu Frage 1…)

 

Welchen Ort in NRW - abgesehen von „Ihrem“ Theater - würden Sie Besucher*innen gerne zeigen?

Die Andreaskirche in der Düsseldorfer Altstadt. Ein Ort der Ruhe. Ich bin dort gefirmt worden. Gegenüber das Dominikanerkloster, wo Padres wohnten, die uns auf dem Görresgymnasium unterrichtet haben. Pater Norbert, danke. Ein paar Schritte weiter Salm Bestattungsinstitut. Diese wunderbaren Menschen haben sich um die Trauerfeier für meine Mutter gekümmert inklusive der Betreuung durch Pater Antonin, Dominikaner, während der Zeremonie. Danach standen die Blumensträuße von der Trauerfeier am Nordfriedhof prächtig am Altar der Kirche… herrlich! „Wirtschaft, Horatio,Wirtschaft: das Gebackene vom Leichenschmaus gab kalte Hochzeitsschüsseln." (Hamlet). Ein toller Ort für einen ruhesuchenden Ungläubigen!

 

Foto: Thomas Rabsch

(Den Kontakt stellte theater:pur-Autor Günther Hennecke her.)

24. Juni 2020