Drei Fragen an... Gerd Muszynski
Gerd Muszynski, geboren in Dortmund, Studium der Germanistik und Publizistik an der Ruhr-Universität Bochum (Magisterprüfung über Ödön von Horváth).
Dramaturg/Mitglied der Schauspielleitung an den Theatern Trier, Freiburg, Dortmund, Bielefeld, Heilbronn, Gießen, Hildesheim (TfN)
Chefdisponent/Künstlerischer Betriebsdirektor am Düsseldorfer Schauspielhaus, Schauspiel Frankfurt, Theater Erlangen
Was bedeutet für Sie persönlich Theater?
Für mich ist Theater immer live. Schauspieler und Zuschauer treffen sich unter einem Dach, die einen spielen, die anderen schauen zu. Energie wird gesendet, von oben nach unten, von unten nach oben. Das macht Theater aus. Das macht es einzigartig und unverzichtbar. Theater im Internet mag - zumal in Zeiten von Corona - seine Berechtigung haben, interessiert mich aber nur äußerst peripher.
Was war für Sie persönlich der bisherige Höhepunkt auf der Bühne und/oder im Theaterleben?
In den letzten fünf Jahren:
Als Zuschauer: die Inszenierungen DIE BORDERLINE PROZESSION am Theater Dortmund (habe ich dreimal gesehen [theater:pur-Besprechung hier]) und DAS ACHTE LEBEN (FÜR BRILKA) am Thalia Theater Hamburg (habe ich leider nur einmal gesehen).
Als Dramaturg: die Mitarbeit an den Inszenierungen SHAKESPEARE IS DEAD – GET OVER IT (theater:pur-Besprechung hier), RIO REISER - KÖNIG VON DEUTSCHLAND und DER MANN DER DIE WELT Aß, alle am Theater Gießen.
Welchen Ort in NRW würden Sie Besuchern und Freunden gerne zeigen?
Unbedingt das Bochumer Schauspielhaus. Es ist für mich architektonisch das schönste Theater in Deutschland. Ich genieße es, wenn ich auf dem Theatervorplatz stehe und auf dieses tolle 50er-Jahre-Gebäude schaue, ich schlendere gerne durch das Foyer und liebe es immer wieder im Zuschauerraum zu sitzen (möglichst in einer der ersten zehn Reihen) und einen sehr guten Theaterabend zu erleben. Den gibt es natürlich nicht immer, aber immerhin habe ich als junger Mensch, der bis dahin überhaupt nichts mit Theater zu tun hatte, in den 70er Jahren dort Aufführungen gesehen, die mich umgehauen haben und die dafür verantwortlich sind, dass ich danach am Theater arbeiten wollte (HAMLET, OTHELLO und HEDDA GABLER von Peter Zadek, ATLANTIS von Augusto Fernandes). Egal wo ich dann gelebt und gearbeitet habe, bin ich, wann immer es möglich war, nach Bochum gefahren und habe immer wieder Aufführungen gesehen, die ich um keinen Preis missen möchte - von Peymanns HERMANNSSCHLACHT und NATHAN, UNSERE REPUBLIK in den 80ern über Vontobels WAS IHR WOLLT (theater:pur-Besprechung hier) und DIE NIBELUNGEN (theater:pur-Besprechung hier) in den letzten Jahren bis zu den aktuellen Inszenierungen HAMLET (theater:pur-Besprechung hier) und IWANOW (theater:pur-Besprechung hier) von Johan Simons.
27. Juli 2020