Übrigens …

Company im Bielefeld, Stadttheater

Hochzeit kommt vor dem Fall!?

Company – soziales Umfeld, Freunde, Beziehung: Das ist der Themenkreis, den Stephen Sondheim für sein Musical wählt: Bobby ist der Mittelpunkt einer Clique von fünf Paaren. Bobby ist fünfunddreißig und unverheiratet – das weckt Misstrauen und Begehrlichkeiten unter seinen Freunden. Die Frauen wollen ihn unter die Haube bringen und die Männer beneiden ihn heimlich um sein Aufreißerdasein.

Roland Hüve inszeniert den Blick in einen sozialen Zusammenhang auf einer Bühne, auf die Timo Dentler und Okarina Peters ein riesiges Hamsterrad bauen - das Personal kreist viel um sich selbst. Darin ein eigenständig drehbares Rechteck, das Hüve immer wieder geschickt nutzt, um einzelne Szenen zu erzählen. Immer wieder gelingen bestechend gestellte, klare Bilder, die in Kombination mit der vielfältigen Choreographie Katharina Wiedenhofers sich zu einer Augenweide fügen.

Bobby schaut sich unter seinen Freunden um und entdeckt Merkwürdiges in deren Beziehungen: Sarah und Harry etwa kennen die Schwächen ihres Partners genau und hänseln, ja quälen ihn damit. Eine Wucht sind Thomas Winter als trockener, zumindest fast trockener Alkoholiker und Melanie Kreuter als von Fressattacken geplagte Sarah.

Jessica Krüger (Susan) und Frank Wöhrmann (Peter) verstehen sich nach ihrer Scheidung gleich viel besser – Peter steht eh’ mehr auf Männer.

Jenny und David halten sich gegenseitig für Spießer, werfen sich das vor und wollen es doch nicht anders. Es ist toll zu sehen, wie Michaela Duhme und Tilmann von Blomberg einen Marihuana-Rausch erlebbar machen. Mancher Lacher im Publikum ließ da auf Wiedererkennung schließen.

Dann ist da Joanne, die reiche, frustrierte New Yorkerin, die nicht begreift, dass ihr Mann nicht nur ihr Geld liebt. Eine tolle Vorstellung gelingt da Kerstin Marie Mäkelburg – eine Joanne gezeichnet von zuviel Zigaretten und einer Menge Cocktails. Nico Gaik als Ehemann Larry erweist sich als wahrhaft leidensfähig.

Und dann begegnet Bobby noch seinem Spiegelbild: Unentschlossen und zögernd will Amy die Hochzeit mit ihrem Traummann absagen. Sie kann sich nicht entscheiden, sich zu binden. Carolin Soyka ist ein Traum als panische Amy und Thomas Klotz ein wahres Goldstück als Paul.

Bobbys gleichzeitige Geliebte (voller charakterlicher Unterschiedlichkeit) müssen seine Unentschossenheit erfahren. Letztlich entscheiden die naive Stewardess (Roberta Valentini), die Landblüte Kathy (Karin Seyfried) und die kesse Großstadtpflanze Marta (Rebecca Stahlhut) übereinstimmend: „Bobby ist mein Hobby - und das lasse ich sein“.

Ganz am Ende scheint es doch so, dass Bobby, den Alexander Franzen ganz überzeugend gibt, doch etwas gelernt hat...

Roland Hüves Inszenierung wird geadelt von einem Ensemble, das ohne Ausnahme auf hohem Niveau singt, spielt und tanzt – eine selten erlebte Ausgeglichenheit!

Schwungvoll leitet William Ward Murta seine Combo bei Sondheims spritzigen Songs. Das Publikum ist restlos begeistert – vielleicht besonders die, die „zu jung für die Jungen sind und nicht alt genug für die Alten“. Denn die erkennen sich vielleicht doch ein wenig wieder.