Skurrile Typen, bebende Herzen
Witz, Intrige, skurrile Typen, bebende Herzen, Verkleidung, Verwechslung: All das und noch manches mehr belebt die Buffo-Opern des genialischen Italieners Gioacchino Rossini. Nicht zuletzt die teils sanft kantable, verschmitzt fröhliche oder frech explodierende Musik macht dann ein Werk wie Der Barbier von Sevilla zu einem Genuss aus einem Guss.
Und die Story gibt allemal genügend her, um sie auch kindgerecht aufzubereiten. So wie jetzt in Dortmunds Junger Oper, die Der kleine Barbier auf den Spielplan gesetzt hat. Eine haarige Angelegenheit lautet der Untertitel – passend für alle Sprachspielereien in der deutschen, auf eine Stunde konzentrierten Fassung von Johann Casimir Eule und Wiebke Hetmanek. In der Premiere gibt’s jedenfalls manchen Lacher. Die Kinder tauen indes erst dann richtig auf, wenn sie ins Spiel eingebunden werden.
Dann darf ein kleines Mädchen herzallerliebst anrührend dem schmachtenden Almaviva einen Liebesbrief der angebeteten Rosina vorlesen, oder das junge Publikum wirft in die Runde, was zu einem schönen Hochzeits-Happyend unbedingt gehört: „Man braucht eine Frau“, ruft einer – „und einen netten Mann“, ergänzt eine andere.
Spielerischer Eifer ist natürlich auch auf der Bühne zu sehen. Regisseur Ronny Jakubaschk lässt die Figuren so eifrig parlieren wie schwungvoll agieren. Figaro (Christian Henneberg) sprüht voller Tatendrang und Ideen, Misserfolge zerknirscht aber nicht entmutigt hinnehmend. Bartolo wiederum (Sebastian Seitz) gibt den absurd strengen Vormund. Denen steht das trotzig aufbegehrende Liebespaar Almaviva (Lucian Krasznec) und Rosina (Julia Amos) gegenüber.
Sie alle bewegen sich im Bühnenbild Leonie Reeses – gezeichneten Prospekte, die kleinstädtisches Flair atmen, wenn auch kein spanisches Kolorit – gewandt und ohne wilde Überzeichnung. Ihr Gesang reicht von deftig (Figaro) über markig pointiert (Bartolo) bis hin zum schmeichelnd sanft-lyrischen Ton (Almaviva, Rosina).
Fürs Musikalische ist einerseits Askan Geisler zuständig, der eine Bearbeitung für Kammerensemble geschaffen hat – ein Sextett mit Flöte, Violine, Bratsche, Cello, Kontrabass und Klavier. Beim Dirigenten Michael Hönes laufen die Fäden zusammen; er leitet die Mitglieder der Dortmunder Philharmoniker umsichtig, sorgt für dynamische Differenzierung. Den Reiz, so die Faktur von Rossinis Partitur zu entdecken, nehmen wir dabei gerne an.