Der Traum der Putzfrau
Für Joan Anton Rechi ist die Geschichte des Revuestars Sylva Varescu der Traum einer Putzfrau. Am Anfang zu den ersten Klängen des Orchesters reinigt sie nachdenklich das Theater und steigt in ihrer Imagination eine Showtreppe hoch - um ganz am Ende wieder allein mit ihrem Putzwagen zu sein. Kein Happy-End also für die Csárdásfürstin. Diese Klammer umfasst Rechis Regiearbeit. Alles was dazwischen liegt hat damit nichts zu tun.
Da gibt es – wenn auch im neuen Gewande – viel angestaubtes Operettenklischee: Alfons Flores baut eine Konstruktion aus fünf vertikal beweglichen Bühnenelementen, die abgesenkt eine Treppe bilden, hochgezogen dann eine Deckenkonstruktion mit Beleuchtung. Und so sehen wir im ersten Akt von Sebastian Ellrich angenehm dezent gekleidete Mädis vom Chantant und einige hübsche choreografische Einfälle von Amelie Jalowy. Ansonsten plätschert die Handlung eher dahin.
Im zweiten Akt – im Hause derer von und zu Lippert-Weylersheims – gelingen dann ein paar wirklich nette Szenen. Wenn etwa die Dialoge der ver- und entliebten Paare vor Publikum stattfinden, hat das wirklich Charme. Auch die tänzerische Verwandlung der strengen Fürstin Anhilte, die Cornelia Berger stumm aber komisch gibt, in ein Revue-Girl, ist gut gemacht. Leider steht Anhiltes Tanz als Erinnerung an ihre eigene Vergangenheit und Herkunft eher unverständlich im Raum, da Joan Anton Rechi die Auflösung dieser Szene aus der Handlung streicht.
Insgesamt stellt sich irgendwann das Gefühl der Länge und einer gewissen Leere ein. Das liegt daran, dass zwar jede Sequenz für sich stimmig gearbeitet und professionell entwickelt ist, aber etwas Entscheidendes fehlt dieser Csárdásfürstin: ein durchgängig erkennbares und sich entwickelndes Regiekonzept. Und weil das Stück zwar bezaubernde Melodien bietet, inhaltlich aber doch eher altbacken daher kommt, ist zwingend eine neue Sicht des Regisseurs vonnöten. Sonst bleibt es bei viel Operettenseligkeit, die aber müde macht. Dabei kann das Stück so spannend sein!
Leider versteht auch Wolfgang Koloseus als musikalischer Leiter es nicht, der Partitur ihren Charme zu entlocken. Obwohl die Duisburger Philharmoniker sich in Hochform präsentieren (hervorragende Solo-Leistungen, absolut nobler Gesamtklang), animiert Koloseus sie zu nicht mehr als zu glatt-oberflächlichen Operettenschmankerln. Wenn das bitter-verzweifelte „Joi maman, Bruderherz, ich kauf mir die Welt“. zum wilden Mitklatschen des Publikums verführt, ist definitiv etwas falsch gelaufen.
Daran kann auch die tolle Besetzung mit Nataliya Kovalova als Sylva Varescu nichts ändern. Sie spielt toll, hat Bühnenpräsenz und die perfekte Stimme für ihre Rolle. Das gilt auch für Corby Welch als Edwin. Alma Sadé ist eine muntere Stasi, deren sicher geführter Sopran manchmal unter der Orchesterwucht verschwindet. Florian Simson kann als Boni sein komisches Talent genauso entfachen wie Bruno Balmelli als Feri.
Auch wenn’s diesmal nicht ganz danach aussieht: Operette ist toll!