Vom guten Ton - Die Welt ist voll Geplapper im Wuppertal, Theater

Oberflächliches Palaver

Unterhaltung auf der Musiktheaterbühne ist eine schwierige Angelegenheit, zumal, wenn man Angst hat, das eigene Niveau zu unterschreiten. So wirkt der Beginn von Vom guten Ton - Die Welt ist voll Geplapper im kleinen Schauspielhaus Wuppertal merkwürdig unscharf und erdenschwer, gewissermaßen zu hoch gedacht. Dies gilt besonders für das überpoetische Libretto der Uraufführungsregisseurin Cornelie Müller. Aber auch in Thomas Beimels Musik vermisst man - trotz der ungewöhnlichen Besetzung mit einem Zupforchester aus Mandolinen und Gitarren und vier Bläsersolisten – den prägenden, theatralisch befeuernden Ton.

Oberflächlichkeit im Kommunikationsverhalten der bürgerlichen Mittelschicht soll markiert und „wertschätzend“ (laut Programmheft) parodiert werden. Dafür sind jedoch die ersten Szenen im von multifunktionalen Stellwänden von strukturierten Raum nicht konkret genug angelegt. Es will sich einfach kein „Kenn ich!“–Effekt einstellen.

Das ändert sich erst mit einem Angel–Tableau in der Mitte des 80minütigen Abends. Hier wird die Äußerung nutzlosen Wissens als Verhinderung von Schweigen oder gar Stille witzig und treffend vorgeführt. Genauso konkret gelingen die nächsten Szenen. Jetzt geht es um Floskeln und Redensarten, in die manchmal, fast explosionsartig, eine tatsächlich Frage oder Meinungsäußerung einbricht.

Auch die Musik scheint jetzt Flügel zu bekommen, wirkt leichtfüßiger, zugänglicher, anspielungsreicher. Die ein wenig irritierend in Zirkusjacken gewandete Mandolinen-Konzertgesellschaft Wuppertal entfaltet ihr ungewöhnliches Klangspektrum überraschend professionell. Detlef Tewes balanciert seine 19köpfige Kombo, die vier Bläsersolisten des Sinfonieorchesters Wuppertal und die vier Gesangssolisten nahezu perfekt aus.

Die lösen ihre schwierige Aufgabe auf sehr hohem Niveau, präzise und charmant im Spiel, vor allem mit eminenter Textverständlichkeit. Dorothea Brandt besticht ein weiteres Mal durch ihre überwältigende Präsenz, Michaela Mehring durch sehr nuancierte Textbehandlung, der Tenor Jud Perry durch große Natürlichkeit im Ausdruck und der Bariton John Janssen durch Stimmvolumen und überaus sympathische Ausstrahlung.

Enthusiastischer Beifall für alle Beteiligten.