Glückliche Reise im Teo Otto-Theater Remscheid

Auswanderer sucht Frau

Raus aus der betriebsamen Großstadt, hinein in die große Freiheit der unberührten Natur! Robert und Stefan haben diesen großen Sprung bereits vor zehn Jahren gewagt, aber jetzt wird’s den beiden ehemaligen Offizieren am Amazonas („da wohnen unsre Ahnen, die schmeißen mit Bananen“) doch langweilig, zumal sie sich mit den paar Penunsen, die in ihrem Geldbeutel klimpern, keine großen Sprünge leisten können. Welch ein schöner Zufall, dass Kapitän Brangersen die beiden Auswanderer im Urwald trifft – und auf sein Schiff mitnimmt Richtung Europa. Und dann kann sie beginnen: die Glückliche Reise.

Eduard Künnekes Erfolgsmusical von 1932 hat Johannes Weigand für die Wuppertaler Bühnen inszeniert, Premiere war jetzt aber erst einmal im wunderschönen Teo-Otto-Theater in Remscheid. Weigand siedelt die Geschichte dort an, wo sie wirklich spielt: in der Zeit Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Robert und Stefan sind wirklich Ex-Offiziere, und nach ihrer Schiffsreise weg aus Argentinien landen sie wirklich in einem Berliner Reisebüro, wo sich die beinahe schon etwas tragische Geschichte rund um die beiden fernen Geliebten Lona und Monika entwickelt. Weigand nimmt das Ganze nicht bierernst, sondern lässt die Menschen auf der Bühne immer ein klein wenig übertreiben. Homann, der Chef des Reisebüros beispielsweise: immer in Herzinfarkt-Gefahr, weil er sich maßlos aufregt; der längst in die Jahre gekommene Regierungsrat Hübner auf der Suche nach neuem Liebesglück; Monika Brink als simple Sekretärin, die die Dame von Welt spielt; Lona Vonderhoff als von Monika hinters Licht geführte Freundin... Das alles ist sehr reizvoll, kurzweilig, unterhaltsam und zudem auch sehr schön choreographiert. Die 20er Jahre leben auf, Rumba und Tango liefern exotisches Lokalkolorit, Charleston und Blues, English Waltz und Paso doble verströmen die typische Stimmung der Zeit. Und Künnekes Musik fließt mal süffig süß, mal knackig zackig aus dem Orchestergraben. Eva Caspari steht am Pult der Bergischen Sinfoniker, dem Orchester, das sich als glänzend aufgelegt erweist und die Musik in all ihren funkelnden Farben zum Blühen bringt. Caspari lässt da keine Wünsche offen, schafft vor allem eine perfekte Abstimmung zwischen Bühne und Graben. Ausgezeichnet!

Viel Spaß an dieser Inszenierung haben ganz offensichtlich auch alle Darsteller. Und dieser Spaß überträgt sich auch unmittelbar aufs Publikum. Annika Boos (als Monika Brink) und Olaf Haye (als Stefan Schwarzenberg) erweisen sich überdies noch als patente Tänzer; klitzekleine Abstriche wären in dieser Hinsicht zu machen bei Elena Fink (als Lona Vonderhoff) und Boris Leisenheimer (als Robert von Hartenau). Gregor Henze (als Homann) ist ein echter Komödiant, Stephan Ullrich (in der Doppelrolle Kapitän/Regierungsrat) ein Mann von Format. Auch Damenchor und Statisterie der Wuppertaler Bühnen sind mit großem Engagement „an Bord“.