Unmögliche Liebe
Jakob Peters-Messer ist ein Routinier im besten Sinne. Er versteht es, auch das traditionelle Publikum zu begeistern ohne zu viel klebrig süße Operettenseligkeit zu produzieren. Das beweist er auch im Land des Lächelns. Er erzählt die wehmütige Geschichte der west-östlichen Liebe, die an Gegensätzlichkeit scheitert, sehr stringent. Ihm liegt vor allem am Fortgang der Handlung, die er klar strukturiert und von der nichts ablenkt. Dabei passiert auf der Bühne immer irgendetwas. Peters-Messer lässt nie eine Figur aus dem Auge, niemand steht einfach nur herum.
Ein großer ovaler Raum mit vielen Türen bildet den Rahmen für Lisas Feier nach dem von ihr gewonnenem Reitturnier – und allein diese Türen sorgen für viele Möglichkeiten der Auftritte und Abgänge, die Peters-Messer gekonnt einsetzt und so der Handlungsarmut des ersten Aktes erfolgreich entgegenwirkt. Und Lisa unterscheidet sich deutlich von ihren Freundinnen, die Ausstatter Markus Meyer in Krinolinen steckt, während die Comtesse Hosenanzug trägt.
Dann weicht der klobige Bau des Habsburger Kaiserreichs einem luftigen chinesischen Wandteppich. Aber hier intrigieren schwarz gewandete Personen hinter weißen Masken gegen die Fremde und eine böse Kaiserin pocht auf die Einhaltung von Traditionen. Als der Prinz ihre Nachfolge antritt, ist seine Liebe zu Lisa nicht stärker als die chinesische Lebensart. Peters-Messer garniert den düsteren asiatischen Kaiserhof mit allerlei Akrobaten. Lichtblick ist vor allem des Prinzen Schwester Mi, die heimlich raucht, Stöckelschuhe trägt und Champagner trinkt. Aber auch sie kann das, was als große Liebe begann, nicht retten: „da, wo du bist, kann ich nicht sein“.
Wenn zu dieser bittersüßen Geschichte sich noch Lehárs Evergreens gesellen, ist es kein Wunder, wenn am Ende im Publikum der ein oder andere Stoßseufzer zu vernehmen ist: „ach war das schön!“
Chinoiserien gibt’s auch im Orchester, das mit allerlei chinesischem Schlagwerk angereichert ist - mit manch verblüffendem Effekt. Ansonsten gehen Alexander Steinitz und die Niederrheinischen Sinfoniker mit Verve zu Werke, verströmen die bekannten Melodien und sind auf große klangliche Wirkung bedacht.
Rosemarie Weber ist eine furchterregende, eiskalte Kaiserin – eine nicht singende Turandot nachgerade. Markus Heinrich als Gustl versprüht seinen Charme ganz ungeniert (wenn auch Lisa gegenüber erfolglos) und sorgt im Verein mit Susanne Seefing als Mi für die komischen Momente. Seefings Mezzo ist perfekt für diese Rolle. Eine sehr schöne Stimme hat auch Debra Hays – doch für die Comtesse Lisa fehlt es ein wenig an ausreichender Durchschlagskraft. So wird sie vom Orchester ein ums andere Mal zugedeckt. Kairschan Scholdybajew spielt den Sou-Chong steif und zurückhaltend. Das ist dieser Rolle als mächtiger Staatsmann sehr angemessen. Auch stimmlich wirkt er eher als Gebieter denn als leidenschaftlicher Verehrer.
Für Auge und Ohr hat diese Inszenierung also gleichermaßen etwas zu bieten – was sich am Niederrhein gewiss bald herumsprechen wird und dem Krefelder Haus einen großen Publikumserfolg bescheren könnte.