Übrigens …

Die Csárdásfürstin im Dortmund, Oper

"Mag die ganze Welt versinken, hab ich dich!"

Und am Ende kriegen sie sich doch. Der Edwin und seine Csárdásfürstin und der Boni und die Stasi. Alles gut? Von wegen: Der dritte Akt spielt im heruntergekommenen Hotel Kaiserhof, das unter der k.u.k-Monarchie schon bessere Zeiten gesehen hat. Ein beredtes Symbol für den Untergang einer Epoche. Und dann ziehen sie auch schon los: Männer in Uniformen – Kanonenfutter für den Ersten Weltkrieg.

Vor diesem Hintergrund lässt Ricarda Regina Ludigkeit ihre Csárdásfürstin spielen, in einer klassizistischen Halle, die mal Nachtclub, mal Ballsaal und auch Hotel ist. Auf dieser Bühne von Rainer Sinell bewegen sich Ludigkeits Figuren stets den ganzen Raum ausnutzend – da entsteht nirgends Leerlauf. Sondern ein lustvolles Spiel mit dem Kitsch. Stimmungsvolles Licht wechselt mit blinkenden Glühbirnen, allerorts wird große Leidenschaft bekundet. Da geht es schon mal für Sekunden ab über die Grenze. Oder wenn Sylva nach dem vermeintlichen Ende ihrer Liebe durch den Schnee abgeht mit roten Herzluftballons in der Hand: ist das noch poetisch oder schon geschmacklos? Auf jeden Fall ist es ein herrlicher Anblick!

Der absolute Pluspunkt dieser Csárdásfürstin aber ist die Integration des Tanzes in die Inszenierung. Da werden die schönen Melodien bebildert, aber auch die Handlung kommentiert. Das ist alles rundherum gelungen, die Verbindung von Gesang, Musik und Tanz schafft dann wirklich die ganz poetischen Momente. So etwa, wenn sich die beiden Paare in „Man liebt nur einmal“ sich als völlig ihren Emotionen ausgeliefert erweisen - da werden sie ferngesteuert vom Tanzensemble in Clownskostümen.

Diese Csárdásfürstin ist von Beginn an durchdacht und choreografisch toll aufgestellt. Doch bei Kálmáns Musik reicht das allein nicht. Da braucht es auch gute Musiker. Philipp Armbruster lässt die Dortmunder Philharmoniker herrlich aufblühen. Alles klingt ganz prächtig und man taumelt von Walzerseligkeit in ungarische Klänge, von den Mädis vom Chantant zu Machen wir’s den Schwalben nach.

Kálmán hat hier sicherlich sein Meisterwerk geschaffen. Und das wissen die Akteure auch. Allen voran - und das gilt es zu betonen – Heike Susanne Daum. Was ihr in der Titelrolle gelingt, ist phänomenal. Sie besitzt für ihre Partie nicht nur eine sichere Höhe und genügend Kraft, sondern verfügt auch über eine enorme Fähigkeit, unendliche Nuancen zu entwickeln. Ihr Galan ist Peter Bording, dessen heller Bariton den Edwin mit viel Leidenschaft zeichnet. Ein schöner Anblick und auch schön anzuhören sind Philippe Clark Hall als Boni und Tamara Weimerich als Stasi. Abgeklärt vom Leben gibt Hannes Brock den Feri, imposant ist Johanna Schoppa als kettenrauchende Fürstin, die klar macht, warum der Gatte (Andreas Ksienzyk) nicht viel zu melden hat.

Das ist Operette abseits von Plüsch und Seide (obwohl beides natürlich vorkommt) – und so macht sie Spaß.