Übrigens …

Das kleine Ich-bin-ich im Köln, Kinderoper

Gefundene Identität

Am Ende gibt es Luftballons für alle. Eine in einem Marienkäfer versteckte Mini-Maschine bläst Seifenblasen und die Kinder schleichen, hüpfen, springen auf die Bühne, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Ein hübsches, organisches Happy-End.

Das „kleine Ich-bin-Ich“ hat seinen Namen und seine Persönlichkeit gefunden. Es muss nicht mehr durch die Natur ziehen und sich damit frustrieren, die Tierwelt nach Ähnlichkeiten und Verwandtschaften zu durchsuchen. Es hat den ersten großem Schritt gemacht zur Selbster- und -bekenntnis, zur Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit, eben zum „ich“.

Das sanfte Spiel nach dem Kinderbuchklassiker von Mira Lobe aus dem Jahr 1972 dauert nur eine gute halbe Stunde. Länger hält die Konzentration der Zielgruppe nämlich noch nicht. Das kleine Ich-bin-Ich ist eine mit dem Stadttheater Koblenz koproduzierte Aufführung für drei- bis sechsjährige Kindergartenkinder und wird in den nächsten Wochen auch mehrfach ambulant in Kindergärten aufgeführt. Der Erfolg des Unterfangens ist nach wenigen Minuten klar. Schon die tänzerische Einführung der Instrumente – Klarinette, Cello, Akkordeon – begeistert und erheitert das junge Publikum. Die einfache, aber sehr gut gearbeitete und sehr sinnliche Komposition von Elisabeth Naske macht Lust, die Klangspektren zu erschnüffeln. Francois de Ribaupierre, Dietmar Berger und Ralf Gscheidle sind fantastische Musiker, erfahrene Grenzgänger zwischen Klassik, Jazz und Unterhaltungsmusik. Sie beherrschen einen fetzigen Blues genauso wie eine melancholische Kantilene oder ein hinterfotziges Glissando. Und sie sind die ganze Zeit locker und präsent in ihren Fracks mit den lustigen Entenfüßen, auch und besonders wenn sie sich, ausgerüstet mit wechselnden lustigen Kopfbedeckungen, quer durchs komplette Tierreich agieren – von Laubfrosch bis Nilpferd.

Im Zentrum steht Marcelo de Souza Felix, Bariton des Kölner Opernstudios. Er hat fast nichts zu singen, spricht charmant die den meisten Kindern offenbar bekannten Verse, knickt Luftballons, um Schauplätze anzudeuten und hält zärtlich das knuffig zusammengedrehte Stofftier auf dem Arm, das Protagonist des behutsam ausgebreiteten Geschehens ist.

Das kleine Ich-bin-Ich ist eine runde Sache, einfach aber wirkungsvoll hingestellt von Elena Tzavara, der Leiterin der Kinderoper, die hier – nach der Jugendoper Border im letzten Jahr – wieder überzeugend eine „Zielgruppenlücke“ schließt. Die Kölner Kinderoper erscheint bereits jetzt komplett unentbehrlich für das kulturelle Leben der Stadt.