City of Angels im Bielefeld, Stadttheater

Zwei Seiten einer Persönlichkeit

Am Ende gibt es dann natürlich ein Happy End: schließlich sind wir in Hollywood! Und in der Traumfabrik soll ein Film entstehen: City of Angels. Cy Colemans gleichnamiges Musical erzählt parallel die Filmhandlung, in der der versoffene Detektiv Stone in eine Intrige stolpert und etwas über die Entstehung des Drehbuchs zu erfahren ist. Da wird der Autor Stine zerrieben zwischen eigenen literarischen Ansprüchen und dem besserwisserischen Regisseur, der am längeren Hebel sitzt. Stine und sein Held Stone sind zwei Pole der gleichen Person.

Regisseur Thomas Winter erzählt die Geschichte in einem aufwändigen Bühnenbild, in dem zwei Handlungen gleichzeitig zu zeigen sind. Und die Drehbühne, praktisch pausenlos in Aktion, gestattet schnelle Ortswechsel in Sekundenschnelle.Ausstatter Ulv Jakobsen hat hervorragende Arbeit geleistet: Schwarz-Weiß die Dekoration der Filmhandlung – farbig die Welt des Autors.Und ständig ist etwas los auf der Bühne: Thomas Winter versucht dadurch das etwas Statische der Handlung aufzubrechen. Denn Stones Monologe, die ihn als Bruder im Geiste Philip Marlowes und Sam Spades outen, kommen vom Band und nehmen sehr breiten Raum ein. Da müssen schon viele Gags her, um Farbe ins Geschehen zu bringen. Die sind teilweise wirklich gut, wenn etwa die Handlung bei Drehbuchänderung zurückgespult wird – können aber über Längen nicht immer hinwegtäuschen.

Das City of Angels dem Publikum ganz viel Spaß macht, liegt sicherlich daran, dass viele in Bielefeld bewährte Musicaldarsteller sich zu einem Feuerwerk an Spiellaune und Lust am Gesang zusammenfanden: Die Cologne Voices als Swing-Chor und in kleineren Einzelrollen, Lokalmatador Veit Schäfermeier als unglücklicher Drehbuchautor mit dem Hang zum Ehebruch und auch Alexander Franzen, der mit viel Hingabe den raubeinigen Detektiv Stone gibt, der von einem Fettnapf in den anderen stolpert.

Herausragend aber an diesem Abend die Damen: Die überaus versierte Musicaldarstellerin Roberta Valentini glänzt mit ihrer ausgewogene Stimme als große Liebe sowohl Stines als auch Stones.

Wenn sich ein Mitglied des Opernensembles als Musicaldarsteller versucht, muss das nicht immer gut gehen. Sarah Kuffner aber als ewig betrogene Donna und unerfüllt liebende Oolie fühlt sich ganz offensichtlich - mit Verlaub – sauwohl und schafft es, dieses Gefühl ins Publikum zu transportieren.

Die Bielefelder Philharmoniker unter William Ward Murta brachten Colemans Swing-Musik gut, leicht und federnd, zur Geltung, wenngleich die Partitur in sich nicht so abwechslungsreich ist.

Üppiger Beifall rundet einen swingenden Musicalabend.