Möge die Zauberflöte mit Euch sein !
Millionen Fans reagierten geschockt, als Darth Vader im Star Wars Film Luke Skywalker eröffnete: Luke, ich bin dein Vater. Dieser Satz ist Kult und war am Samstag in Mozarts Zauberflöte zu hören, natürlich werkgetreu aufgearbeitet. Denn da sagt die Königin der Nacht im schwarzen Darth Vader Outfit samt rasselnden Atemgeräuschen vom Band: Pamina, ich bin deine Mutter. Geschockt war das Publikum in Münster nicht, sondern restlos begeistert.
Regisseur Kobie van Rensburg verlegt die Zauberflöte ins All und benutzt Symbole und Personal aus Science Fiction Filmen. Da tanzen die imperialen Sturmtruppen, das Mondbild mit E. T. im Fahrradkorb wird zitiert, R2D2 fiept über die Bühne, Wüsten-, Wald- und Kneipenbewohner sämtlicher Star Wars-Planeten bevölkern die Szene und der erste Priester alias Mister Spock findet alles faszinierend. Die Textfassung wurde auf den intergalaktischen Funkverkehr umgestellt, zur Not haben die drei Damen einen Universalübersetzer dabei. Ein Bühnenbild im klassischen Sinne gibt es nicht, Kobie van Rensburg und Kerstin Bayer schaffen Räume in erster Linie durch Videoprojektionen und Lichteffekte. Und bei einem raschen Szenenwechsel wird in bester Star Trek-Manier eben weggebeamt. Die zahlreichen Anspielungen sind witzig, für Science Fiction Fans ist es ein Fest, aber Kobie van Rensburg übertreibt es glücklicherweise nicht. Seine Gags sind gut platziert und ihm gelingt es dennoch, einen märchenhaften, zeitlosen Raum voller Archetypen zu kreieren. Gut und Böse, Licht und Schatten, Verwandlung und Einsicht und die Frage, was uns und die Galaxis im Innersten zusammenhält. Die Zutaten für gut erzählte Geschichten - so machte diese Inszenierung auch noch mal deutlich - haben sich seit Schikaneder und Mozarts Zeiten nicht geändert. Ein Fünkchen Mystik gehört eben auch immer noch dazu. Wir leben tatsächlich in einer Epoche voller technischer Möglichkeiten und können ins All fliegen, doch die grundlegenden Fragen der Menschheit bleiben bis heute offen.
Sängerisch und musikalisch war es ein guter, wenn auch ein kein galaktischer Abend. Bis auf Olga Polyakova als rasende Königin der Nacht wurde diese Zauberflöte durch das Hausensemble besetzt. Juan Fernando Gutiérrez und Eva Bauchmüller waren als Papageno und Papagena ganz klar die Sympathieträger. Youn-Seong Shim und Henrike Jacob harmonierten als Liebespaar Tamino und Pamina. Dank der Inszenierung musste der Regisseur auch den Mohr nicht neu erklären, Philippe Clark Hall war als Monostatos in schwarz-roter Farbe geschminkt und ist Star Wars-Fans besser als Darth Maul bekannt. Lukas Schmid war ein sehr präsenter und gut besetzter Sarastro, dem man manchmal noch etwas mehr schwarze Stimmfarbe in der Tiefe gewünscht hätte. Die drei Knaben (Felix Zhang, Laura Goblirsch, Naomi Schicht) schwebten aus luftiger Höhe herab und machten ihre Sache außerordentlich gut. Generalmusikdirektor Fabrizio Ventura hatte es offenbar eilig, das Sinfonieorchester Münster musste sehr rasante Tempi spielen. Die ohnehin schnelle Monostatos-Arie wirkte, als wären sämtliche Sternenkreuzer hinter ihm her. Zuweilen klapperte da der Kontakt zwischen Sängern und Graben etwas. Insgesamt war der Orchesterklang sehr transparent und ausgewogen. Für Flötisten ist diese Oper natürlich eine Herausforderung. Und Soloflöte und Piccolo sorgten in Münster für besonderen Sternenglanz.