Ein bisschen Spaß muss sein..
Aron Stiehl bleibt sich treu. Wer schon seine Inszenierung des Barbiere di Siviglia im Theater Münster gesehen hat, erlebt in Berlioz’ selten gespieltem Benvenuto Cellini kaum Überraschungen. Stiehl reiht wie an einer Perlenschnur Gag an Gag, ein Lacher folgt auf den nächsten. Als Grundlage dient ihm die Geschichte des Bildhauers Cellini, der seine Liebe zu Teresa gegen sämtliche Widerstände durchsetzt, sogar dem Papst trotzt und am Ende alles gewinnt: die Geliebte und eine große Karriere. Das ist alles wie im Märchen.
Aber mehr als Grundlage ist diese Geschichte auch nicht. Denn Stiehl stellt nur seine komischen Einzelsequenzen in den Mittelpunkt. Und das ist schon ulkig, wenn Teresa sich in ihrem pink-rosa Mädchenzimmer der 1970er Jahre mit Wachs die Haare entfernt, und es ist auch komisch, wenn eine Theaterszene zur närrischen Prunksitzung gerät, in der sich ein verkniffener Karnevalist so gar nicht amüsiert. Ständig passiert etwas auf Simon Holdsworths Bühne, die mal Theater, mal spartanische Werkstatt ist. Ob sich Teresa schnell mal einen Joint reinzieht, ob Cellini dreimal zur Bestätigung seiner Potenz eine phallische Möhre schwenkt oder sich der Papst sowohl in Gestalt des amtierenden Franziskus als auch in der seines Vorgängers präsentiert. Der Abend besteht aus lauter lustigen Szenen – aber irgendwann stellt sich die Frage: Worum ging es hier nochmal? Die Handlung nämlich wird vom Regisseur mit seinen mal netten, mal aber auch überflüssigen Witzen eindeutig in den Hintergrund geschoben.
Dabei lohnt die Oper, die eigentlich eine gelungene Mischung ist. Neben der komödiantischen Komponente wird auch die Frage gestellt, was Kunst darf. Und musikalisch reizt das Werk sowieso: Berlioz‘ üppige, farbige Partitur entfaltet viel Charme. Münsters neuer Erster Kapellmeister Stefan Veselka und das Sinfonieorchester bringen sie funkelnd zur Geltung.
Gesanglich ist der Abend weitestgehend ein großes Vergnügen. Allen voran bezaubert Sara Daldross Rossi als Teresa mit frischem, biegsamen Sopran und makellosen Koloraturen. Adrian Xhema in der Titelrolle besticht mit seinem kräftigen Tenor und auch Juan Fernando Gutiérrez als sein Gegenspieler Fieramosca macht eine sehr gute Figur - hervorragend auch Lisa Wedekind als Lehrling Ascanio. Lukas Schmid als Pompeo und Papst und Plamen Hidjov als fieser Balducci ergänzen das homogene Ensemble. Und auch Inna Batyuks Chöre bieten pures Hörvergnügen.
Eine Operninszenierung für alle, die pures Amusement lieben.