Übrigens …

Footloose im Theater Münster

Tanzen, tanzen, tanzen...

Totgesagte leben länger! Das TheaterJugendOrchester wurde im Jahr 2000 am Theater Münster aus der Taufe gehoben. Junge Leute sollten Gelegenheit bekommen - unter Coaching von Profis –, das Entstehen einer Musiktheaterproduktion und den sich daran anschließenden Theater-Alltag kennen zu lernen. Und das Projekt feierte einen Erfolg nach dem anderen, ja es fand Nachahmer zum Beispiel am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen und am Staatstheater Kassel. Leider wurde es dann in Münster unter der Intendanz von Wolfgang Quetes immer mehr stiefmütterlich behandelt und lief ohne große Beachtung weiter. Das hatte dann auch schnell Auswirkungen auf die Qualität der Produktionen, die trotz aller Mühe und Sorgfalt aller Beteiligten nicht mehr wirklich zu zünden vermochten.

Jetzt aber erlebte das TJO mit dem Musical Footloose eine echte Reinkarnation. Was die Akteure auf und hinter der Bühne da auf die Beine gestellt haben, ist einfach nur fantastisch.

Footloose erzählt die Geschichte von Ren, der nach der Trennung seiner Eltern von Chicago in ein Provinzstädtchen ziehen muss, in dem der strenge Reverend Moore das Sagen hat, der nach dem Unfalltod seines Sohnes allen Jugendlichen Tanzen und Feiern verbietet. Ren revoltiert dagegen, verliebt sich in Ariel, die Tochter des Reverend. Die Konflikte sind vorhersehbar - und das Happy-End auch. Aber die Geschichte wird so schwungvoll erzählt und choreografiert, dass im dem fast dreistündigen Abend nicht ein Moment der Langeweile aufkommt.

Die Handlung und Tom Snows Musik atmen den Geist von Dirty Dancing und Saturday Night Fever. Umso spannender zu erleben, wie sich die jugendlichen Darsteller, die zur Entstehungszeit solcher Songs alle noch gar nicht geboren waren, mit Feuereifer in die Umsetzung werfen. Gut, dass es einige musikalische Zutaten wie Rap-Einlagen gibt, die ihnen da sicher näher liegen.

Aber nicht nur der Feuereifer ist hervorzuheben, auch die stimmliche wie tänzerische Präzision, die kleine wie große auf der Bühne Agierende an den Tag legen. Das Regieteam (Anne Verena Freybott und Jakob Seidl) erzählt die Geschichte ganz gradlinig und erfrischend temporeich. Und Choreografin Annette Taubmann gelingt das Kunststück, trotz viel Personals und beengtem Raum im Kleinen Haus des Theaters Münster, vielfältige Tanzszenen zu kreieren, die einfach nur wunderbar anzusehen sind. Bei über fünfzig (!) Darstellern ist diese Leistung nicht hoch genug zu würdigen.

Max Wielenga verkörpert als Ren einen „Angry Young Man“ mit ganz viel Herz und überzeugt auch in den zarten Liebeszenen. Da steht ihm Vera Lorenz als Ariel in nichts nach. Musical ist aber immer und in erster Linie Teamwork. Und wie das geht, kann man hier erleben. Da wird aus der kleinsten Rolle alles herausgeholt und mit ganz viel Spaß umgesetzt. Und es dauert nicht lange, bis der Funke auf das Publikum überspringt, das begeistert mitgeht. Dazu trägt einen erheblichen Teil die TheaterJugendBand unter Thorsten Schmid-Kapfenburg bei, die es mal ordentlich krachen, aber auch die leisen Songs sanft durch den Raum schweben lässt.

Da haben alle Mitwirkende, ob auf oder hinter der Bühne, ganz fantastische Arbeit geleistet und zugleich klar gemacht: Das TJO kann sich auf sein 15jähriges Jubiläum im Jahr 2015 freuen.

In den aufbrausenden, tobenden Schlussapplaus, bei dem es niemanden auf den Sitzen hielt, mischt sich jedoch ein kleiner Wermutstropfen: Alle weiteren Vorstellungen sind nämlich bereits ausverkauft!

Ach ja: da fehlt noch ein dickes Lob für den tollen YouTube-Teaser.