Übrigens …

Otello im Köln, Oper

Abgespult

Routine allenthalben prägt den Premierenabend von Verdis Otello in der Kölner Oper am Dom. Johannes Schaafs 2004 für die Kungliga Operan in Stockholm entstandene Inszenierung konventionell zu nennen ist in diesem Fall ein ganz großes Kompliment. Auf der Bühne steht im ersten Akt ein überdimensionales Rohr, dann prägen Säulenfragmente die Bühne. Die Darsteller tragen Kostüme aus dem Fin de Siècle - und man fragt sich den ganzen Abend nur: Warum? Die Zeitverortung nämlich wird in keiner Weise begründet, darüber hinaus inszenatorisch nicht durchgehalten. Außerdem gibt es ein paar Koffer auf der Bühne, mal links, mal rechts. In der Mitte auch. Was mögen sie bedeuten?

In dieser Kulisse auf der großen Bühne im Musical-Dome bewegt sich das Personal relativ allein gelassen und weitestgehend autark. Von Schaafs viel gerühmter intensiver Figurenausdeutung ist da nichts zu spüren. Die Kölner Neueinstudierung hatte Eike Ecker betreut, doch erlebt man kaum einen Hauch persönlicher Ergriffenheit ob der so intensiv angelegten Konflikte der Figuren - trotz Verdis unglaublich intensiver, tiefgehender und Stimmungen bis ins Kleinste sezierender Partitur. Da wird einfach abgespult – auch mit Hilfe sattsam bekannter Operngestik, die man auf der Bühne einfach nicht mehr sehen möchte. Auch nicht die rostigen Ölfässer, in denen ein Feuerchen angefacht wird zum Wärmen der Hände.

Routine auch bei den Sängern: José Cura und Anne Schwanewilms entfalten bei allem sängerischen Können nicht das Gefühlskaleidoskop ihrer Beziehung. Da wird nebeneinander agiert – ein wirkliches Sich-Aufeinander-Einlassen, einen Versuch zu verstehen gibt es auch in der finalen Mordszene nicht. Samuel Youn singt den Jago mit perfekten Tönen – gleichwohl transportiert er nirgends seinen gebrochenen Charakter, changierend zwischen dem Wunsch nach Anerkennung und eiskalter Berechnung!

Absolut erfrischend der Opernchor: mit Spaß und Engagement sind alle dabei und sorgen für triumphale Verdi-Klänge.

Will Humburg bleibt mit dem Gürzenich-Orchester diesmal etwas hinter den Erwartungen zurück, die seine bisherige glanzvolle Arbeit in Köln (und Bonn) geweckt hatte: Verdis Drama „Feuer unter dem Hintern“ zu machen, das gelang nur vereinzelt. Der Ennui auf der Bühne wirkte da scheinbar bis hinein in den Orchestergraben.

Was die Kölner Oper dazu bewogen hat, ausgerechnet diese Produktion einzukaufen, bleibt rätselhaft. Aber große Sängernamen sorgen sicher für viele ausverkaufte Vorstellungen.