Übrigens …

Roxy und ihr Wunderteam im Dortmund, Oper

Happy End im Stadion

Eine Operette mit dem Thema Fußball? Klar, das ist naturgegeben ein Thema für die Dortmunder Oper. „Wo, wenn nicht hier?“ – so wird Paul Abrahams Operette Roxy und ihr Wunderteam auf der Homepage angekündigt. Das versteht sich doch von selbst.

Und deshalb geht man auch mit viel Akribie zu Werke, arbeitet Musik aus einer frühen Verfilmung ein und erstellt eine bühnenpraktische Rekonstruktion. Für das Publikum ist das egal. Denn natürlich kennt wohl niemand das Stück, aber die meisten Premierenbesucher haben einen Riesenspaß.

Aber worum geht’s eigentlich: Roxy Cheswick flieht vom Traualtar vor der Hochzeit mit ihrem langweiligen Bräutigam direkt ins Hotel der ungarischen Fußballmannschaft. Die ist ihrem Charme sofort erlegen, schmuggelt sie nach Ungarn ins Trainingslager. Dort wartet bereits eine aufgeregte Gruppe Schülerinnen eines Mädchenpensionats, die ein geregeltes Training unmöglich machen. Und natürlich sucht der verlassene Bräutigam nach Roxy und bringt ihren schottischen Onkel mit. Beinahe lenkt sie ein – wenn da nicht der fantastische Mittelstürmer wäre. Am Ende kriegt Roxy ihn auch und das Fußballteam siegt im entscheidenden Spiel.

Merken Sie es? Roxy und ihr Wunderteam trägt ganz eindeutigen Revuecharakter. Und die Handlung ist eigentlich recht nebensächlich. Sie verbindet die Songs – nicht mehr und nicht weniger. Deshalb wirkt sie eben wie grob dahingepinselt. Das macht aber nichts. Und auch wenn das Ganze etwas schwer in Fahrt kommt – der erste Teil ist etwas textlastig - so entfaltet sich nach der Pause ein wahres Feuerwerk an wunderbaren Musiknummern.

Thomas Enzinger und sein Team setzen sie gekonnt in Bilder um. Ramesh Nairs abwechslungsreiche Choreografie mit viel Step-Einlagen gibt das Tempo vor. Und Ausstatter Toto schafft mit stilechten 1930er-Jahre-Kostümen Rahmen und Atmosphäre.

Der Abend aber lebt von Paul Abraham. Der erweist sich nämlich einmal mehr als ein Komponist ganz auf der Höhe seiner Zeit. Herrlich, wie er Csárdástönen ein neues Gewand gibt, sie in jazzige, swingende Melodien einbaut und ihnen jegliche tränentriefende Schwerblütigkeit nimmt. Wie groß ist doch sein Einfallsreichtum, wie viele Farben haben seine Klänge. Und die Dortmunder Philharmoniker setzen Abrahams Musik unter Philipp Armbruster mit viel Spaß und Elan um.

Das tun auch die Darsteller. Granville Walker hat seinen Chor auf das Allerbeste auf Abrahams Musik eingeschworen. Die Fußballmannschaft kommt wirklich wie eine Einheit daher – ebenso wie die Mädchenpensionatsschülerinnen, die es faustdick hinter den Ohren haben.

Jens Janke als Torwart ist ebenso eine Bank wie Frank Voß als Baron und Fußballtrainer auf amourösen Abwegen. Fritz Steinbacher lässt seinen hellen Tenor als weinerlichen, verlassenen Bräutigam herrlich brechen. Emily Newton als Roxy, die genau weiß was sie will, und Lucian Krasznec als fescher Mittelstürmer geben ein wunderbares Paar ab. Für die meisten Lacher sorgen Johanna Schoppa als resolut durchgreifende Pensionatsleiterin und Hannes Brock als schottisch-geiziger Mixed Pickles-Fabrikant.

Wenn auch manche Pointe eher handfest denn hintergründig ist: das Publikum fühlt sich gut unterhalten. Kein Halten gibt’s mehr, als Hannes Brock sein Couplet über das Sparen singt – mit deutlichen Lokalbezügen. Das Dortmunder Opernhaus hat diesen Sparappell am Premierenabend bereits umgesetzt und die Heizung deutlich gedrosselt.