Übrigens …

Hexe Hillary geht in die Oper im Köln, Kinderoper

Nachhilfeunterricht in Sachen Oper

 

Peter Lunds Kinderstück Hexe Hillary geht in die Oper fällt aus dem Rahmen der Werke, welche bislang den Spielplan der Kölner Kinderoper bestimmten, und sicher auch anderswo. Es wird keine mit Musiknummern angereicherte märchenhaft lineare Geschichte erzählt. Bei Hexe Hillary wartet man auf solche lange vergebens, außer dass aus einem alten Grammophon Engelbert Humperdincks Hexenritt (Hänsel und Gretel) ertönt und Vokalnummern wie Nemorinos „Una furtiva lagrima“ (Gaetano Donizettis Liebestrank) in Schellackaufnahmen zitiert werden So munter Eike Eckers Inszenierung auch abläuft, der Sprechballast der ersten halben Stunde ist schon etwas ermüdend. Wie heißt es in Ariadne auf Naxos von Strauss: „Die Oper enthält Längen, gefährliche Längen. Man lässt sie weg.“ Natürlich dürften dabei die didaktischen Absichten des Stücks nicht unter die Räder geraten.

 

Peter Lund will vor allem eines: Kindern (empfohlenes Alter ab 5) Lust auf Oper machen, diese unmögliche, scheinbar realitätsferne Kunstform, bei der immer nur gesungen wird. Seit der Uraufführung 1997 an der Neuköllner Oper Berlin hat es - vom Autor stillschweigend sanktioniert - Bearbeitungen gegeben. So wurden 2002 in Linz eine Reihe zusätzlicher Musikstücke integriert.

 In Köln kommt die Musik erst durch den Auftritt der Marie Bellacanta ganz zu ihrem Recht. Madame ist Sängerin. Nein, sie ist - auch dank der hinreißend ironischen Darstellung durch Karola Pavone - eine totale Primadonna, welche der unbedarften Hillary mit aufgedonnertem Künstlerethos erklärt, worin das Faszinosum der Oper besteht, bis hin zur festlichen Kleiderordnung. Die Juwelen-Arie aus Charles Gounods Faust schlachtet Eike Eckers für ihre Inszenierung überaus witzig aus.

 Als besondere Variante schildert die Kölner Aufführung nicht eine Freundschaft Hillarys zu der Maus Wühly, sondern zu einem Raben, dem Rainer Mühlbach nach Puppenspielart liebenswürdiges Leben verleiht. Man erlebt in dem vorrangig für die Kinderoper zuständigen Dirigenten auf einmal positiv erstaunt auch bühnendarstellerische Qualitäten. Dirigieren darf Mühlbach danach zwar nicht (ein Orchester ist nicht gefordert), wohl aber an einem nostalgischen Piani Signora Bellacanta begleiten. Mit viel Bühnenzauber macht Eike Ecker die Aufführung immer lebendiger, wobei Alexandra Tivigs hübsche Ausstattung eine wichtige Rolle spielt.

 Die Hillary-Produktion läuft bis Weihnachten und ist zweifach besetzt. Karola Pavone dürfte sich darstellerisch kaum übertreffen lassen, beim Gesang hingegen sind Verbesserungen vorstellbar. Aber  nicht zuletzt dafür ist das Kölner Opernstudio ja da. Judith Thielen in der Titelrolle hat nur einen ganz kurzen Moment, um sich vokal zu artikulieren. Man muss sich also vor allem an ihr darstellerisches Temperament halten.