„Leave your troubles outside!“
Christopher Isherwoods Romane Mr.Norris steigt um und Leb wohl, Berlin spielen in den Roaring Twenties in Berlin und bilden die literarische Vorlage für John van Drutens erfolgreiches Theaterstück Ich bin eine Kamera, 1951 in New York uraufgeführt. John Kander und Fred Ebb schufen danach das Musical Cabare“, das 1966 am Broadway auf die Bühne kam und mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Verfilmung von Cabaret mit Liza Minelli in der Hauptrolle (1972) wurde ein Welterfolg.
Gerade in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise bietet sich ein Stoff wie „Cabaret“ an, der den Zwiespalt zwischen Lebenshunger und den existentiellen Ängsten vor Inflation und Arbeitslosigkeit brillant umsetzt.
Reinhard Friese inszenierte das Musical am Essener Grillo-Theater auf kluge und mitreißende Weise. Das Ensemble glänzt sowohl in darstellerischer wie auch in stimmlicher Hinsicht. Allen voran Jan Pröhl als schmierig-verführerischer Conférencier im Kit Kat Club, mit Hitlerfrisur und bleich-maskenhaft geschminktem Gesicht. Böse und lüstern sagt er die Show-Girl-Nummern an: „Leave your troubles behind“. Großartig die Studentinnen der Folkwang Schule als nahezu perfekte Tänzerinnen in gekonnten Choreographien.
Janina Sachau spielt, singt und tanzt überzeugend Sally Bowles, die sich zwischen Glamourwelt und Liebesbeziehung zu dem bodenständigen Clifford (gut: Thomas Meczele) entscheiden muss. Anrührend ihr trauriger Song mit der Frage: „Maybe this time… love will not run away“.
Hinreißend und bewegend: Herr Schultz (Rezo Tschchikwischwill) und Fräulein Schneider (Ingrid Doman) als älteres Paar. Zwei einsame Menschen, die ihr spätes gemeinsames Glück nicht fassen können: „Oh wie wunderbar, nichts ist so, wie es war… durch ein winziges Wort, Heirat“.
Günther Hellweg schuf die im Grunde einfache, aber effektvolle Bühne mit einer Showtreppe und Hunderten von Glühbirnen. Ein Steg führt über den Orchestergraben. Problemlos lassen sich in diesem Bühnenbild auch Szenen außerhalb des Kit Kat Clubs mit wenigen Requisiten andeuten. Die achtköpfige Live Band sorgt gekonnt für die musikalische Begleitung (musikalische Leitung: Hajo Wiesemann).
Friese fasst treffend zusammen, was ihn an dem Stoff von Cabaret reizt: „Jede der Figuren führt einen tagtäglichen Überlebenskampf, muss ihr Leben und ihre Träume jeden Tag aufs Neue angehen, trotz der Geldsorgen, trotz der aufgeheizten politischen Situation“.
Ein höchst unterhaltsamer und dennoch vielschichtiger Abend mit einem ausgezeichneten Ensemble. Sehenswert,