Übrigens …

Die Nachtigall im Köln, Oper

Überragende Protagonisten

Mit Sängerleistungen bei einer Institution wie dem Kölner Opernstudio zu beginnen, welche den Besetzungskern der Kinderoper bildet, mag ungewöhnlich erscheinen, aber nach der Premiere von Strawinskys Nachtigall scheint es geboten. Dass sowohl Dongmin Lee (Nachtigall) als auch Taejun Sun (Fischer) aus Korea stammen, macht einmal mehr deutlich, wie sehr sich das Nationalitätenverhältnis in den Ensembles deutscher Opernhäuser in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Dongmin Lee bewältigt ihre Koloraturpartie mit atemberaubender Perfektion und bestechender Mühelosigkeit; Taejun Sun ist ein lyrischer Ausnahmetenor mit schöner baritonaler Grundfarbe.

Strawinskys Nachtigall ist das bislang einzige Werk, welches an der Kinderoper ein zweites Mal inszeniert wurde. Vielleicht wollte man daran erinnern, dass die kammermusikalische Version des Werkes, 1996 erarbeitet von Studenten der Kölner Kompositionsklasse Manfred Trojahns, als Auftragswerk vor Ort seine Uraufführung erlebte. Die Kurzoper besitzt nun freilich auch einen besonderen Zauber, welcher von der weitgehend tonal grundierten Musik ebenso herrührt wie vom Stoff. Wer denn schrieb schönere, rührendere Märchen als Hans Christian Andersen? Und in ihnen steckt so viel poetische Lebensphilosophie. Kinder von 7 Jahren (so die Altersempfehlung der Kölner Oper) mag das etwas überfordern, zumal sich der Spaßanteil des Sujets in Grenzen hält. Aber die sehr raumorientierte und feinsinnig operierende Inszenierung von Beka Savic bietet außerordentlich viel Sehvergnügen, zumal das Dekor (Céline Demars) und die Kostüme (Darinka Mihhajlovic) wirklich zauberhaft sind.

Im bald sanierten Theaterkomplex am Offenbach-Platz (Herbst 2015 ist die nach wie vor geltende Prognose) wird die Kinderoper ein unterirdisches Domizil finden. Bis dahin spielt man weiterhin im „Alten Pfandhaus“ der Kölner Südstadt, wo sonst Jazz-Veranstaltungen u.ä. stattfinden. Der Theaterraum ist eine Kleinarena, die Musiker des Gürzenich-Orchesters (diesmal unter der engagierten Leitung von Rainer Mühlbach) sind auf einer Empore platziert, stören also nie den Blick auf das Bühnengeschehen. Dieses architektonische Prinzip wird hoffentlich für den neuen Ort übernommen.

Neben den anfangs genannten Ausnahmesängern agieren auch die anderen Mitglieder des seit der laufenden Saison neu zusammengestellten Opernstudio-Ensembles. Die vokalen und darstellerischen Leistungen sind allesamt imponierend: Justyna Samborska (Köchin), Peter Rembold (Kammerherr), Luke Stoker (Bonze), Keith Bernard Stonum (Höfling), Judith Thielen (Tod) und Lucas Vanzelli (Japanischer Gesandter - einen weiteren gibt Taejun Sun, der bei seinen Auftritten als Fischer ja eine größere Pause hat). Die Partie des Kaisers von China erlaubt es Wolfgang Schwaiger, sich besonders günstig in Szene zu setzen.