Übrigens …

King Arthur im Köln, Oper

Barocke Unterhaltungsoper, kindgerecht gestutzt

 

Wer dächte bei dem Namen König Arthur nicht an den legendären Herrscher der Tafelrunde? Doch obwohl in der Semioper Henry Purcells das Schwert Excalibur eine Rolle spielt und von der Burg Camelot gesprochen wird, ist das Werk eine Abenteuergeschichte eigener Art, von Mythosernst weitgehend unbelastet. Das Werk diente seinerzeit vornehmlich dazu, ein spektakelsüchtiges Publikum zufrieden zu stellen. Anders als bei dem dramaturgisch festgefügten Genre Oper könnten bei der im England des 17. Jahrhunderts sehr beliebten Semioper Musik und Dichtung durchaus für sich bestehen. Aber die „eindrücklichste Wirkung werden sie hervorbringen, wenn sie vereinigt sind, Geist und Schönheit in einer Person“, so Librettist John Dryden. Im Original sind Gesangsaufgaben ausschließlich Nebenfiguren übertragen, während die Protagonisten sprechen. Das ist bei der Fassung für die Kölner Kinderoper nicht so. Welche Veränderungen im Einzelnen auch sonst vorgenommen wurden, wäre bei Bedarf zu prüfen. Für die Aufführungen im Alten Pfandhaus (Kölner Südstadt) galten wie bisher vor allem folgende zwei Bedingungen: Spieldauer nicht mehr als eine Stunde, Sängerbesetzung gemäß den Möglichkeiten des Opernstudios.

Die Leiterin der Kinderoper, Brigitta Gillessen, führt Regie. Bei ihr ist Arthur nicht sogleich König, sondern ein junger Mann, der am Theater Kulissen schiebt. Ein netter, aber etwas tumber Boy, dessen Ungeschicklichkeit fast eine Aufführung zu Fall bringt. Aber der Zauberer Merlin hat sich diesen Tolpatsch nun einmal ausgeguckt, sieht in ihm etwas „Hohes“ und hilft ihm, zum Helden Arthur zu reifen. Als solcher kämpft unser Boy erfolgreich gegen seinen Erzfeind Oswald und erringt bei dieser Gelegenheit auch noch die schöne Emmeline.

In diese Story könnte man fraglos einige politische Sprengkraft hinein interpretieren. Brigitta Gillessen vermeidet dies klugerweise und setzt voll auf die Zauberstory, zumal in dieser auch einige Geister mit von der Partie sind. Die Aufführung, fantasiereich gestaltet, gewinnt solcherart hohen Schauwert, und das dürfte für kleine Zuschauer (Empfehlung im aktuellen Falle: ab 8 Jahre) das Wichtigste sein. Von eher sekundärer Bedeutung ist, ob die auf einer Empore spielenden Gürzenich-Musiker ausgepichte Barock-Interpreten sind. Bei einer Produktion wie 2004 in Salzburg (Jürgen Flimm/Nikolaus Harnoncourt) lag die Messlatte natürlich entschieden höher. Aber Rainer Mühlbach nimmt als musikalischer Spiritus Rector der Kinderoper auch diesmal seine Aufgabe enorm ernst und bietet die inspirierte Musik Purcells klanglich wirkungsvoll und mit Elan. Bei der berühmten Frost-Szene des 3. Aktes friert es einen wirklich.

Das Theater-auf-dem-Theater-Konzept gibt Ute Lindenbeck reichlich Gelegenheit zu malerischer Ausstattung, ihre Kostüme sind eine Augenweide, die Sänger tragen sie offenkundig gern. Als da sind: Justyna Samborska (Emmeline) und Judith Thielen (Matilda) und Dongmin Lee (Philidel), allesamt Soprane mit quellfrischen, wohllautenden Stimmen. Den Merlin verkörpert Keith Bernard Stonum mit robustem Tenor, Luke Stoker den Geist Grimbald, vokal ebenfalls standfest im Baritonbereich. Zu den besonderen Begabungen im Opernstudio-Ensemble gehört der Koreaner Taejun Sun, der mit seinem kernigen, dunkel gefärbten Tenor und seiner großen Spielbegabung dem bösen Oswald dämonische Züge gibt. Wolfgang Schwaiger lässt mit angenehmen Spielbariton und liebenswerter Ausstrahlung Züge seines Papageno in die Figur Arthurs einfließen.

Zu dieser Produktion hatte die Oper Köln einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem Jugendliche zwischen 12 und 20 Jahren die Handlung der Purcell-Oper in Comic-Manier bebildern sollten. Die prämierten Zeichnungen sind im Programmheft zu sehen. Eine hübsche Idee.