Übrigens …

Spamelot im Bochum, Schauspielhaus

Kein Stück, aber großer Spaß

Der Spaß gelingt, weil man merkt, wieviel Spaß alle Beteiligten dabei haben. Weil glänzend gesungen, gespielt und getanzt wird. Und ist einer kein großer Tänzer und Sänger, wie etwa der Artus von Matthias Redlhammer, ist es trotzdem wunderbar, weil er sich die Rolle individuell anverwandelt und mit einer an ästhetische Todesverachtung glänzenden, ruhrgebietstypischen Nöligkeit einfach durchläuft. So, dass man ihm seinen großen Song „ich bin allein“ ganz einfach glauben muss. So einer hat keine Freunde – und falls doch, ignoriert er sie einfach. Rund um Redlhammer tummelt sich ein glänzendes, junges Ensemble, unterstützt von einer sehr präzisen achtköpfigen, vorzüglich choreographierten Musical-Gang, die sich ständig umziehen muss. Da ist Dennis Herrmann ein unglaublich ‚schöner‘, timingsicherer Galahad, Michael Kamp ein wunderbar knuddeliger Robin, Jan Krauter ein herrlich neben sich stehender Lancelot. Und Daniel Stock beeindruckt in gleich fünf Rollen immens – vor allem durch die Beweglichkeit seiner sehr langen Beine. Und dann ist da Kira Primke als Frau vom See. Die Frau, die alles kann, die vom stimmlichen fast-Helene-Fischer-Imitat mühelos zur Rockröhre wird, wie nebenbei ein paar echte Operntöne fallen lässt, um sich dann in eine herrlich herumeiernde Celine Dion zu verwandeln. Und das alles und noch vielmehr auch noch mit unwiderstehlichem Charme abzieht. Da tobt der Saal.

Dabei ist Spamelot eigentlich gar kein Stück. Sicher vor der Pause – und nach dem wunderbar absurden Intro – rollt die Dramaturgie, sucht Artus sich seine Tafelrunde zusammen, werden Camelot, der Gral (vom über Band zugespielten, übel lustlosen Harald Schmidt), Excalibur und die Frau vom See eingeführt, wechseln sich vor allem nicht altgewordene Dialogsequenzen, Absurditäten und Revue-Szenen wunderbar ab. Nach der Pause allerdings werden nur noch die Highlights aus den Monty-Python-Filmen abgefeiert. Da darf „Always look on the bright side of life“ gesungen werden (was Ronny Miersch übrigens ganz wunderbar macht). Und es treten auf: die Ritter vom „Nie“, die ihr Gebüsch verlangen, das Kaninchen des Todes, der schwarze Ritter und der sangessehnsüchtige Prinz Herbert samt Vater und strunzdoofer Wächter. Die Fans der Ritter der Kokosnuss werden sich erinnern. Und es wird Theater auf dem Theater initiiert und die eine oder andere Meta-Ebene gestrickt, um irgendwie einen Schluss für die Angelegenheit zu finden. Hier wäre der Regisseur Christian Brey durchaus gefordert gewesen, nicht nur auf nostalgische Verklärung und die gelungene und sehr effektsichere Ausstattung von Anette Hachmann zu setzen, sondern die Angelegenheit, auch was die Komik-Methode angeht, ins heute weiter zu denken (was er im ersten Teil stellenweise durchaus tut), um die Brüche entweder zu übermalen oder aufzureißen. So sind sie halt einfach da und schaffen Längen, was aber der ausgelassenen Freude des Publikums, die selbstverständlich auch die mit toller Energie swingende Combo unter Tobias Cosler einschließt, in keiner Weise Abbruch tut.