Transen-Terror im Hexenwald
Da kommt die Knusperhexe als Zwillingsschwester von Olivia Jones auf die Bühne und lockt Hänsel und Gretel mit ausladendem Hüftschwung in die Falle. Das bleibt aber dann auch der einzige schrille und außergewöhnliche Moment in Andreas Beuermanns Inszenierung, die ansonsten wie ein gemütlich-unaufgeregtes Märchen daher kommt. Und das ist keineswegs abwertend gemeint: Man schaut gern zu, wie die Geschichte sich entfaltet, die Handlung sich entwickelt. Das ist wie eine Begegnung mit alten Bekannten – die hat man sicher immer wieder gern. Christian Floeren baut eine ganz realistische Bühne: ein ärmliches Wohnzimmer und einen bemoosten Waldboden, auf dem die Kinder gut einschlafen können. Für Abwechslung sorgen hübsche kleine Videoeinspielungen – der freundlich lächelnde Mond behütet die Geschwister sanft.
Etwas üppiger und bunter hätte die Nachtszene ausfallen können. Da gab es außer ein paar rot behüteten Fliegenpilzen wenig zu sehen. Etwas mager fällt auch die Choreografie des Chores der Lebkuchenkinder aus, die sich im Ringelrein erschöpft.
Höchst erfreulich die musikalische Umsetzung. Die Kinderchöre von Rita Stork-Herbst und Jörg von Wensierski singen glockenhell und unschuldig. Katarzyna Grabosz wacht als Sand- und Taumännchen sorgsam über die Kinder. Gregor Dalal ist ein stimmmächtiger, freundlicher Vater und Suzanne McLeod eine erst hörbar genervte (fast knusperhexenhafte), dann besorgte Mutter. Ein wahrer Ohrenschmaus: die lupenreine Gretel Eva Bauchmüllers und der goldene Mezzo Lisa Wedekinds als Hänsel.
Das Sinfonieorchester Münster unter Stefan Veselka wechselt farbenreich und gekonnt von Wagner-Tönen zu Volksweisen.
Am Ende durchströmt ein warmes, wonniges Gefühl den Körper: Weihnachten kann kommen! Riesenapplaus im Großen Haus.