In Memoriam Whitney Houston
Ein scharfer Knall, und sie ist da: Rachel, der Weltstar. Männer umschwirren sie wie Motten das Licht. Erotisch tänzelnd und in fließendes Gold gefasst, schreitet und jubelt sie die Star-Treppe hinab. Auf die zu, die den Film-Blockbuster Bodyguard mit Whitney Houston und Kevin Costner auch als Musical genießen wollen. Köln bietet die einmalige Chance: Die Londoner „Originalproduktion mit Dialogen auf Deutsch“ ist exklusiv im „Musical Dome“ zu erleben.
Der Start ist fulminant. Rachel Marron (Patricia Meeden), für den Oscar nominiert, zelebriert ihren Auftritt wie ein wahrer Weltstar. Die Geschichte, die zu Beginn den glorreichen Höhepunkt vorwegnimmt und zum Schluss zu den erwarteten Ovationen führt, ist freilich vertrackt.
Rachel, anfänglich alles andere als ein Superstar, wird von einem Stalker verfolgt. Ein Leibwächter muss her. Es ist der Ex-Geheimagent Frank Farmer (Jürgen Fischer), der die Rolle des Bodyguards übernimmt. Dass ihn freilich erst das Wissen um Rachels kleinen Sohn Fletcher weich werden lässt, zeigt, dass auch der vermeintlich so coole Sicherheits-Profi Gefühle hat.
Die hat, nach einer Zeit der Scharmützel mit dem ungeliebten Dauer-Gast Frank, auch Rachel. Aus wachsender Sympathie wird Liebe, die da landet, wo sie zu erwarten war – im Bett. Rachels Schwester Nicki (Tertia Botha), die den kühlen Herzensbrecher insgeheim auch liebt, bringt noch einige Verwirrung ins Liebesspiel. Bis sie von Rachels Stalker irrtümlich getötet wird. Ein kleines Drama im ansonsten so gefühls-cleanen Musical.
Es gibt mitreißend glamouröse Bilder, unterbrochen von leisen und nicht selten sogar zarten Szenen. Geschickt wird an den Film erinnert, wenn sich Bilder wie durch Kamera-Blenden erweitern oder verengen. Einsprengsel sind eher beliebig, nicht wenige gar dem Kitsch verfallen. Aus diesen Untiefen heraus ragen die geschickt eingesetzten Star-Auftritte mit den Songs der Whitney Houston, die, von der quirligen Rachel der Patricia Meeden schwung- und temperamentvoll gesungen, Leben in die Dome-Bude bringen. Neben ihr ist Nicki, die daran leidet, stets im Schatten ihrer Schwester zu stehen, die eindrucksvollste Schauspielerin des Abends, die auch als Lied-Interpretin Rachel in nichts nachsteht. Die hat`s freilich leicht: Wenn sie ihr „I Wanna Dance with Somebody“ ins Publikum schleudert, „I Will Always Love You“ mit ausgestreckter Hand dem Publikum zu Füßen legt, und „One Moment in Time“ beschwört, hat sie das Publikum voll im Griff.
So ist der Abend eine liebenswerte Hommage auf die 2012 verstorbene Whitney Houston. Einen schwerwiegenden Schwachpunkt schleppt die Kölner Produktion freilich mit sich: Eine „leidenschaftliche Liebesgeschichte“ erlebt man nicht. Dazu sind die Szenen, die das erwarten lassen, zu spröde und leidenschaftslos. Gleichwohl dankten stehende Ovationen dem quirligen Ensemble.