Glückliche Verlierer
Er ist athletisch, er tanzt elegant, und singen kann er sowieso. Zudem hat der Beau auf der Bühne sein Publikum mit dem Song Breaking Up Is Hard to Do gleich im Griff. So sieht ein Sieger aus.
Aber dieser Del Delmonaco ist in dem Musical, das so heißt wie der Eröffnungssong, zugleich ein schmieriger, höchst zweifelhafter Charakter, der sich die tollen Lieder heimlich von seinem Helfer Gabe schreiben lässt, einem offenbar hoffnungslosen Verlierer. Und weil Del größere Pläne hat, als auf der Bühne einer abgewrackten Ferienanlage zu versauern, lässt er sich auf Urlauberin Marge ein: Über den Vater dieser Verliererin, die gerade am Traualtar sitzengelassen wurde, will er Karriere machen.
Zugegeben: Der Plot dieses Stücks, das im Theater Paderborn als deutschsprachige Erstaufführung zu erleben ist, klingt eher nett als aufregend und lässt schon früh das gute Ende ahnen. Aber die Story hat ja vor allem den Sinn, einige Songs des legendären Neil Sedaka wie Pop-Perlen an der Schnur aufzureihen. Und das gelingt perfekt. Denn der 1939 geborene New Yorker Neil Sedaka, einst omnipräsent auch in deutschen Radioprogrammen, hat in Unmengen von eingängigen und originellen Liedern den Themenkreis von Verlieben und Verlassensein variiert. So dass die geschickten Autoren „nur“ klug auswählen und zusammenstellen mussten. Bei der Story hatten sie dann freie Hand, es geht ja nicht um die Biografie des Musikers Sedaka. Andererseits habe sie nicht, wie man das etwa von „Mamma Mia!“ kennt, die Songs in einen fremden Kontext gezerrt. Kurzum: Das passt und funktioniert auch ohne deutsche Liedtexte oder Übertitel.
Auf der Bühne sieht man eine herrlich kitschige Glitzerwelt mit hübschen Technik-Pannen, und Kirsten Potthoff darf als Hotelchefin Esther immer wieder ulkige Durchsagen über gesundheitliche Folgen des servierten Essens machen. Auch ihr winkt, wie den Hauptfiguren, am Ende eine nette Liebe in Gestalt des Comedians Harvey, den Alexander Wilß als menschliche Variante von Fozzie Bär aus der Muppetshow zeigt. Vera Lorenz gibt als Marge, die zweifach erniedrigt, aber am Ende geliebt wird, gemeinsam mit Deliah Stuker als Freundin Lois ein gut harmonierendes Duo. Und auch Dominik Räk macht als heimlicher Songschreiber am Ende als Sänger vor der knackigen Band (im Bühnenhintergrund) eine gute Figur.
Dass der Gesang des Ensembles von reichlich gewitzten Tanzszenen begleitet wird, ist Eric Rentmeister zu verdanken. Der Choreograf hat natürlich auch sich selbst feine Szenen geschaffen, denn er verkörpert zugleich den eitlen Möchtegern-Star Del Delmonaco - und ist natürlich, auch wenn seine Figur am Ende ihre gerechte Strafe erhält, der Abräumer des flott in Szene gesetzten Stücks. Das übrigens auch nicht zu lang ausfällt. Und wer von den Songs des ersten Teils einige nicht kannte, wird nach der Pause höchst angenehm überrascht: Spätestens „Solitaire“ und „Laughter in the Rain“ machen klar, was für ein toller Songschreiber dieser Neil Sedaka ist.