Übrigens …

Die Reise zu Planet 9 im Duesseldorf Oper

Liebe - über planetarische Grenzen hinweg

Unmut unter den Leuten! Alle schuften - aber es kommt keine Knete, weil der Staat pleite ist! Die Regierung sieht das allerdings ganz anders und stöhnt lieber über die undankbaren Untergebenen - frei nach Bertolt Brecht, der mal formuliert hat: „Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“ Na ja, im klammen Königreich Abholzhausen entscheidet sich der Chef König Krax ganz anders: er lässt sein Volk einfach sitzen und flüchtet mit einer Rakete ins Weltall. Die Reise zu Planet 9 heißt das Abenteuer, das den italienischen Komponisten Pierangelo Valtinoni (Jahrgang 1959) zu einer zweiaktigen Oper inspiriert hat. Eine Oper für junge Leute und für die ganze Familie. Die Uraufführung ging im März 2024 in Dortmund über die Bühne, jetzt feierte das 90-minütige, hochprofessionell gemachte Stück in der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf Premiere, bevor es dann später auch in Bonn und Essen zu sehen sein wird. Die Häuser in den vier genannten Städten kooperieren unter dem Titel „Junge Opern Rhein-Ruhr“ seit rund zehn Jahren erfolgreich und bringen regelmäßig Neues für junges Publikum heraus.

König Krax wird schnell merken, dass es nicht funktioniert, sich einfach von seinem Volk zu verabschieden. Zumal sich Prinzessin Lunatick, seine leicht rebellische und mit den zurückgelassenen Leuten solidarische Tochter mit hinein in die Rakete setzt und ganz neue Erfahrungen im Land der Ninurianis auf Planet 9 macht. Da gibt es zwar noch den verschlagenen Megapfiffikus, des Königs rechte Hand, der auf dem unbekannten Planeten Schätze vermutet. Diese auf die Erde zu bringen um den Haushalt oder sich selbst zu sanieren - das wird ihm nicht gelingen! Anders ausgedrückt: Keine Chance für die Ausbeutung fremder Regionen.

Denn alles kommt ganz anders. Zwar prallen zwei gänzlich verschiedene und sich anfangs durchaus auch misstrauisch beäugende Kulturen aufeinander. Aber Prinzessin Lunatick trifft auf Quyokuma, den Sohn der Hüter des Planeten 9. Es kommt, wie es kommen muss: beide Teenies verlieben sich! Nicht ganz ohne Zutun von Florimonda, einem magischen Wesen, das für gelebte Vielfalt, für die Liebe und die Natur steht. „Amoritis“ heißt das Virus, das sie versprüht und seine Wirkung nicht verfehlt. Ende gut, alles gut. Aber bis dahin haben wir viel erfahren über Gemeinsamkeit in Vielfalt, über Kulturen, in denen Grenzen überschritten werden, über lautstarken Protest, wenn es um Unrecht geht. Und vor allem dies: über die Liebe, die verbindet!

Pierangelo Valtinoni schreibt eine ganz wunderbare Musik. Dezidierte Opernmusik mit Arien, Rezitativen, Orchesterzwischenspielen. Ungemein farbig orchestriert, von Koji Ishizaka und den Düsseldorfer Symphonikern in jedem Augenblick spannend und fesselnd ausgebreitet. Und absolut sänger:innenfreundlich. Das siebenköpfige Ensemble der Solist:innen agiert auf absolut hohem Niveau und auf einer mit überschaubarem Aufwand realisierten, dennoch äußerst ansprechenden Bühne von Friedrich Eggert. Sophie du Vinage erfindet herrlich bunte Kostüme, Cordula Däuper verantwortet die Regie, die in jedem Moment jede Aktion genau im Blick hat. Einfach herrlich!

Produktionen dieser Art sind ein echter Gewinn für das, was im Bereich „Junge Oper“ angeboten wird. Andere Häuser sollten erwägen, ein Stück wie dieses auch ihrem Publikum anzubieten!