Übrigens …

Das schlaue Füchslein im Theater Münster

Werden und Vergehen

"Das Weltall - unendliche Weiten.." so beginnt der deutschsprachige Vorspann zur Star-Trek-Serie. Weit und unendlich ist auch der Bogen, den Magdalena Fuchsberger über ihre Sicht auf Leos Janáceks Das schlaue Füchslein spannt. Gleich zu Beginn wabern projizierte Textfragmente über die Bühne, die das Entstehen und die Vernichtung von Sternen zum Inhalt haben - eine übergeordnete Bildmächtigkeit, die Werden und Vergehen im Fokus hat. Vom Kosmos bricht Fuchsberger die Thematik herunter auf Janáceks Betrachtungen, die dieser anhand der Tier- und Menschenwelt anstellt - besonders indem er das Aufeinanderprallen von Natur und Kultur beschreibt.

Dafür entwirft Dorothee Curio auf der Drehbühne Räume, die unterschiedliche Lebensumstände bieten, deren Durchlässigkeit sich in Grenzen hält. Das sind eher hermetische Umgebungen. Schon daraus wird klar, wie schwer ein symbiotisches Leben für Menschen und Tiere möglich ist. Der Förster befindet sich zu Beginn in einer psychiatrischen Klinik, aus der er in den Wald entfliehen kann. War das Traum oder Realität? Das ist nur eine der Fragen, die Fuchsberger aufwirft, deren Beantwortung sie aber schuldig bleibt.

Wilde Tiere können und wollen sich in die menschliche Welt nicht einpassen. Davon zeugt ihr ausgeprägter Willen und ein fast anarchisches Verhalten im Zusammenleben mit Haustieren und Menschen. Am Schluss verwandelt sich der Förster als Grenzgänger zwischen den Welten in einen Fuchs. Damit wird die Eingangsszene unterminiert: Der Förster leidet an Persönlichkeitsspaltung.

Ansonsten tummeln sich einige schräge Gestalten in Wald und Flur: Die Hühnerschar ist ein schrilles Partyvölkchen - augenscheinlich hätte es des Aufstands gegen den diktatorischen Hahn nicht bedurft. Der geht in der wuselnden Gruppe eigentlich eh völlig unter. Unentwegt sind alle auf der Bühne unterwegs. In der zur Schau getragenen Hektik gehen die sanften, nachdenklichen und von tiefer Melancholie durchzogenen Momente in Janáceks Partitur oft völlig unter.

Szenische Ungereimtheiten können letztlich die Wirkung von Janáceks Musik nichts anhaben. Fein gewebt sind ihre Strukturen. Sanfte, leise Passagen werden unterbrochen von kantigen, eckigen, ja rauen Stellen, die aufmerken lassen und irritieren. Golo Berg und das Sinfonieorchester Münster werden dieser Disparatheit nicht immer ganz gerecht, sorgen aber für einen anregenden Klangteppich.

Fein - so könnte das Urteil zum singenden Personal lauten. Anton Tremmels Chor nimmt sich des tschechischen Idioms liebevoll an und sorgt für volkstümliche Klänge, kann auch die kleineren Rollen gut besetzen. Auch der Theaterkinderchor des Gymnasiums Paulinum fügt sich nahtlos ein. Adriana Kucerova als Füchsin und Wioletta Hebrowska als Fuchs sind ein prächtiges Paar mit viel Charme und Grazie, Gregor Dalal als Förster nutzt vielleicht einmal zu oft Lautstärke als Gestaltungsmittel.

Ein Sonderlob gibt es für Dora Pavliková, die als Sprachcoach sicher maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Das schlaue Füchslein in Münster zu einer perfekten Einheit von Musik und Sprache verschmolzen ist.