Übrigens …

Sweeney Todd – The Demon Barber of Fleet Street im Mönchengladbach, Theater

Rache als Triebmittel

Am Theater Mönchengladbach kam eine schwungvolle Interpretation der gruseligen Geschichte des Barbiers Sweeney Todd zur Aufführung.

Die Erzählung vom blutrünstigen Barbier existiert in zahlreichen literarischen Verarbeitungen. Christopher Bond, Schauspieler und Autor, interpretierte den Stoff neu. Er veränderte die Handlung und verschaffte dem Barbier ein konkretes Mordmotiv. Diese neue Version kam als Uraufführungam Victoria Theatre 1968 heraus und war ein Riesenerfolg.

Worum geht es? Benjamin Barber, ein Barbier in London, verlor durch die Intrige des einflussreichen Richters Turpin seine schöne Frau Lucy. Sie hatte Turpins Begehren geweckt. Barber wird unschuldig in die Verbannung nach Australien geschickt. Turpin vergewaltigt Lucy und nimmt ihre Tochter Johanna als Mündel in Gewahrsam. Barber kann aus der Verbannung fliehen und kehrt unter dem Decknamen Sweeney Todd nach London zurück. Nachdem er von Turpins Gräueltaten erfahren hatte, beschließt er, Rache zu nehmen. Als die Ermordung von Turpin misslingt, tötet Todd wahllos alle Kunden, die in seinen Salon kommen. Mrs. Lovett, lebenshungrig und geschäftstüchtig, betreibt unter dem Salon ihre Pastetenbäckerei. Ihre Pies verkaufen sich jedoch schlecht. Erst als sich durch die Aktivitäten von Todd eine neue Fleischfüllung ergibt, werden ihre Pies zu einer heiß begehrten Delikatesse.

In Mönchengladbach beginnt der Abend mit heftigen Orgelklängen. Der Chor steht im Prolog - zusammen mit den toten Protagonisten - an der Bühnenrampe und berichtet von Sweeney Todd. Die Geschichte wird also im Rückblick erzählt, wobei der Chor nach dem Vorbild in der griechischen Tragödie auch im Laufe des Abends immer wieder durch das Geschehen führt. Die Kostüme des Chores sind in verschiedenen Rottönen gehalten und wirken wie blutverschmiert. Auch das zweistöckige Gebäude auf der Drehbühne - diese erlaubt immer wieder neue Einblicke - ist blutrot und zeigt sowohl Todds Salon und Mrs. Lovetts Backstube und Wohnzimmer wie auch Turpins Haus. Sweeney Todd und Mrs. Lovett sind schwarz gekleidet.

Der überwiegende Teil dieses gruseligen Musicals wird gesungen. Die wenigen Sprechtexte werden musikalisch unterlegt. Allen Solisten ist großes Lob für ihre Leistung auszusprechen. Johannes Schwärsky spielt Sweeney Todd überaus überzeugend und facettenreich. Ihm absolut ebenbürtig: Gabriela Kuhn als Mrs. Lovett. Wobei hier noch ihr schauspielerisches Talent sehr unterhaltsam ist. Matthias Wippich gibt Richter Turpin, den Hüve als zerrissenen Charakter zeichnet, der sich selbst verzweifelt geißelt. Begehrt er doch Johanna. Pascal Schürken als pfiffiger Toby spielt diesen leicht gestörten Knaben recht anschaulich.

Insgesamt ein recht turbulenter Abend mit Tempo und einer beeindruckenden musikalischen Leistung, aber auch mit manch Komik und Witz. Begeisterter Applaus mit Standing Ovations.