Aischylos: Prometheus im Duisburg, Gebläsehalle

Prometheus, eine szenische Lesung als Kommentar zur Oper?

Die Ruhrtriennale hatte die Prometheus-Thematik gleich zweimal im Programm. Zunächst stand Orffs Musiktheater nach Aischylos, Prometheus, an. In diesem Werk werden die Texte der griechischen Tragödie auch auf Altgriechisch gesungen. So könnte man die zwei Tage später folgende szenische Lesung des Textes in der deutschen Übertragung von H. Müller als ergänzenden Kommentar interpretieren. Zumal Heiner Müller selbst sagte: „Der Prometheus-Text ist nicht Wort für Wort lesbar, außer man liest ihn laut“.

Die Gebläsehalle im Duisburger Landschaftspark-Nord bot einen imposanten Rahmen. Der längliche, hohe Raum, an dessen einem Ende mehrere Tische mit Mikrophonen quer auf einem Podest standen, erinnerte – auch von der warmen, indirekten Beleuchtung her – fast an eine Kathedrale.

Die Akteure traten einzeln oder zu zweit vor, setzten sich und lasen ihre jeweiligen Textpartien vor. Ab und an wurden Ausschnitte aus der Befreiung des Prometheus mit verzerrtem Klang per Lautsprecher zwischen den Szenen eingespielt.

Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte, wurde wegen seiner Tat von Hephaistos im Auftrag der Götter an einen Felsen geschmiedet.

Josef Bierbichler, seit Anfang der siebziger Jahre als Theaterschauspieler auf vielen großen Bühnen und auch in renommierten Filmen präsent, liest den Part des trotzigen Feuerbringers zunehmend überzeugend und anschaulich und erweckt dabei die Figuren der griechischen Mythen zum Leben. Er selbst bleibt in der Mitte der Bühne immer präsent. Die anderen Schauspieler treten vor, sitzen an einem Platz oder wechseln den Tisch, wenn sie zwei verschiedene Rollen lesen. So David Bennent als Hephaistos und als Hermes. So auch Tomas Möwes, Kratos und Bia. Dale Duesing liest Okeanos, den Freund des Prometheus, der ihm rät: „Lass den Zorn, such die Befreiung“. Der Dialog zwischen ihm und dem Protagonisten überzeugt durch Lebendigkeit, auch wenn Duesings unverkennbarer englischer Akzent den Zuhörer stutzen lässt. Judith Rosmair interpretiert die Passagen der Io  mit viel Sensibilität und Emotion. Ganz im Gegensatz zu den mehr oder weniger nur vorgelesenen Texten des Chores (Inga Busch).

Eine Lesung ist sicherlich nicht mit einem Schauspiel zu vergleichen. Dennoch bleibt dieser Abend in Erinnerung – Dank Josef Bierbichler und Judith Rosmair.