Auf den Hund gekommen
Fast alles in diesem Stück ist anders als es scheint. Das fängt schon damit an, dass in dem feinen Hotel, in dem es spielt, der Direktor in der Nobelsuite einen Mann unterm Sofa entdeckt, der seinem erwarteten Ehrengast, dem Ministerialrat Albert Hofer, zum Verwechseln ähnelt. Aber es ist der neue Zimmerkellner. Kalle Pohl mimt seine Doppelrolle mit dem ihm eigenen geistigen Augenzwinkern. Die Komödie, mit Schwung und Witz inszeniert vom Hausherrn der Komödie in der Steinstraße Helmuth Fuschl, lebt von mehreren Türen, durch die immer wieder andere Leute hereinkommen als erwartet. Dazu gehört vor allem die dralle Katrin Filzen, eine harmlose Tierpflegerin, die keine Ahnung hat, warum ihre kranke Schwester, eine „Domina“, sie geschickt hat. Aber diese Domina hat sich der Ministerialrat bestellt. Zwecks einer besonderen Zweisamkeit, zu der auch der Gebrauch einer Peitsche gehört.
Schwesterchen muss sich in einen engen schwarzen Latexdress zwängen. Tut das auch, ohne zu fragen warum. Der mittlerweile eingetroffene hohe Beamte ist schon scharf auf das „Erlebnis“ und verwandelt sich mittels mitgebrachter Verkleidung in einen Hund, der lauthals bellt. Doch mittlerweile kommt noch ein sichtlich eleganter Russe (wie aus dem Bilderbuch gespielt von Roland Jankowsky), der für eine Baugenehmigung einen Koffer voll Schmiergeld abholen will. Das geht natürlich schief; denn der nicht Bescheid wissende Kellner muss den im Schrank versteckten Hund-Ministerialrat spielen. Der wauwaut unaufhörlich. Die bayrische Tierpflegerin freut sich über das „Hunderl“, will es aber nicht schlagen, obwohl es das mit aufforderndem Gebell verlangt. Die Handlung schlägt dann um. Denn: die treubrave Ehefrau des Ministerialrats trifft ein, und auch andere Mitwirkende sorgen für neue Aspekte. So immer wieder auch eine Journalistin, die einen Skandal wittert und scharf darauf ist, mit einem Bericht darüber Karriere zu machen.
Die Komödie bietet mit dem grotesken Schwank von dem sogenannten Lewis Eastermann die deutsche Erstaufführung. Den angeblichen Engländer gibt es aber gar nicht. Die beiden eigentlichen Autoren von Diskretion Ehrensache - das ist das Motto des Hoteldirektors - heißen Charles Lewinsky und Siegfried Ostermeier. Sie haben den englisch wirkenden Kunstnamen erfunden, weil sie überall hörten, dass die Engländer viel bessere Komödienschreiber seien als Deutsche oder Schweizer. Und so stimmt's also auch mit dem Autorennamen wie mit dem ganzen Stück nicht wirklich.