Übrigens …

Die Schöne und das Biest im Schauspielhaus Düsseldorf

Ein Biest zum Liebhaben

Diese neue Kombination zwischen dem Großen und dem Jungen Düsseldorfer Schauspiel hat fast alles, was Menschen ab sechs Jahren als Geschehen fesselt. Die Schöne und das Biest, modern und lebhaft-kunterbunt in Szene gesetzt, bezieht sich auf den durch den alten Film bekannten Stoff der beiden Französinnen Gabrielle-Suzanne de Villeneuve und Jeanne-Marie Leprince de Beaumont. Aber die psychologischen Aspekte stehen mehr im Vordergrund als im Film. Denn dieses „Biest“, ein wegen seiner Hartherzigkeit und Selbstsucht von einer Fee verzauberter Prinz, entdeckt schnell seine inneren Werte, also die seelische Schönheit. Ein inhaltliches Gegengewicht gegen die zur Zeit im Vordergrund stehende Sucht nach äußeren Reizen. So wird er liebenswert für das Mädchen, das die Zauberin auf ihn angesetzt hat. Gregor Löbel als Biest spielt mit seinen grotesk behaarten Beinen und Armen und einer Angst einflößenden Perücke seine Rolle als etwas schüchterner Unhold, dem eigentlich niemand böse sein kann und der erstaunliche sportliche Leistungen - wie meterhohe Sprünge - vollbringt.

Die „Schöne“ namens Belle, von Stefanie Rösner zurückhaltend und reichlich temperamentlos gegeben, wohnt mit dem Vater (Jost Grix) und den beiden zänkischen Schwestern Lisa und Sophia (Bettina Kerl und Patrizia Wapinska) zunächst in Düsseldorf. Beide machen ihre Sache viel lebhafter und bei Zank und Streit mit umwerfendem Körpereinsatz. Die Stadt ist in Form von Großfotos und Gesprächen eine Zeitlang präsent. Zum Beispiel geht es auch um die Königsallee und das Dreischeiben-Hochhaus. Die Jugendlichen fühlen sich hier wohl. Aber der arbeitslos gewordene Vater zieht mit den Kindern aufs Land; die Stadtmiete ist zu hoch - hier kommt auch ein Anteil soziales Problem ins Spiel. Sie wohnen jetzt in einem ramponierten Wohnwagen, der öfter auf die Bühne und wieder weg rollt. Der alleinerziehende Vater - etwas „dröge“ gespielt - liebt seine Töchter sehr, besonders Belle, der er von einem Ausflug mit dem alten Motorroller eine Rose mitzubringen verspricht. Hier - aber auch sonst - zeigen Regie und Bühnenbild höchste Originalität: Der Vater sitzt auf der Maschine und hinter ihm läuft ein Film von einer baumbestandenen Allee mit fallenden Blättern und später mit Schneetreiben. Die Rose findet er im Schlossgarten. Und damit die eigentliche Geschichte; denn das Biest, das im komfortablem weißen Schloss aus weißen Rundwänden lebt, entdeckt den Mann und fordert, er müsse ihm als Bestrafung für die „gestohlene“ Blume das erste Wesen zuführen, das ihn bei seiner Rückkehr berührt. Als witzige Nebenfiguren agieren des Prinzen Hausdame „Madame Schischi“ (Verena Reichhardt) mit knallroten Haaren und Sinn für Etikette, sein lehrerhafter Psychocoach Lothar Löstdich und Fitnesstrainer Plastic Bertrand - alle in grotesk-bunten Gewändern. Zwischendurch erklingt auch schlagerähnliche Livemusik. Fantastische Schäfchen - Menschen mit dickem weißem Fell - wuseln öfter über die Bühne und beleben die Szene.

Nun kommt also die Liebesgeschichte. Belle und das Biest treffen sich und durchleben einige komische Zusammenkünfte. Das Biest ist sogar angetan davon, dass die Schöne im Bett laut schnarcht, und stellt ihr zu Füßen ein Tablett mit sicher leckerem Frühstück. Doch sie will - für zwei Tage - zurück zum Vater und fragt um Erlaubnis, die sie auch vom Biest bekommt. Aber die Schwestern, neidisch auf Belles neue Chancen, halten sie länger zu Hause fest. Als sie später ins Schloss kommt, liegt das Biest in seiner goldenen Badewanne und scheint tot zu sein. Erst als Belle ihm ihre Liebe gesteht, erwacht er - als schöner junger Prinz. Der Zauber ist überstanden, und beide Liebende fliegen mit ihrem Mondmobil ins All. Die kleinen und erwachsenen Zuschauer im voll besetzten Großen Schauspielhaus verlangen mit begeistertem Applaus viele neue Auftritte der Mitwirkenden.