Übrigens …

Das große Wünschen im Köln, Theater Der Keller

Wünsche sind nie klug

„Als das Wünschen noch geholfen hat“ nannte der Westdeutsche Rundfunk eine vor längerem laufende Sendereihe. Diesen Satz würde man gerne auf das Keller-Theater in Köln projizieren. Das Haus befindet sich - davon wurde berichtet - in Insolvenz und spielt im Moment bis Gott wer weiß? Immerhin: Das große Wünschen, Anja Schönes dritte (Uraufführungs-)Produktion für den „Keller“, stand aber bereits auf festen Füßen, da wollte man jetzt nicht mehr loslassen. Der starke Premierenbeifall hat diese Entscheidung für richtig erklärt.

Titel und Thema von Das große Wünschen lassen auf Anhieb eine Nähe zum Märchen vermuten. Das stimmt in gewisser Weise auch, wenn man die traditionelle Erzählhaltung außen vor lässt. Grundkonstellation: eine vierköpfige Mannschaft rackert sich ab, um Wünsche aus aller Welt möglichst optimal zu erfüllen. Ständig klingelt das Wunschtelefon, gleichzeitig wird ausgeschwärmt, um auf dem weiten Erdenrund weitere Wünsche einzusammeln. Silbernes Funkeln am Ende der fünfundvierzigminütigen Aufführung zeigt an, dass alles super gelaufen ist. Glücklich sind nicht nur die Beschenkten, sondern auch die Schenkenden, möglicherweise sogar noch mehr.

Eine „Geschichte“ wird - wie erwähnt - nicht geboten. Anja Schön arbeitet eher assoziativ, möchte der Fantasie kleiner Zuschauer (samt erwachsener Begleitpersonen) nicht vorgreifen. Denn das ist die Überzeugung der Allround-Theaterfrau: „Kinder wollen überrascht und neugierig gemacht werden, reagieren oft stärker auf Ton und Bild als auf klassische Narration.“

Schon wenn man den Zuschauerraum durch einen Lametta-Vorhang betritt, stellt sich Wunsch-Atmosphäre ein. Die Bühne mit ihrem pittoresken Sammelsurium optischer und klangerzeugender Gegenstände und Requisiten nimmt sofort gefangen. Warum Mira Koziol, Julie Laure Stark und Müjdat Yüksel ständig herumspringen und euphorische Äußerungen von sich geben, hinterfragt man schon bald nicht mehr. Das Gebotene übt einen eigenen Zauber aus, vermittelt Freude, die nicht begründet werden muss.

Zu den Bühnenbauten gehört auch eine jahrmarktsähnliche Tastatur, mittels derer auf pneumatische Weise oder über lange Fäden Instrumente in Gang gesetzt werden. Musik (und Tanz) gehören zur individuellen Theatersprache Anja Schönes. Ihr musikalischer Wunschhelfer ist Tobias Hagedorn, der auch mitspielt, ohne freilich je ein Wort zu sagen. Die kleinen Zuschauer werden immer wieder in das Spiel einbezogen und reagieren, wie man es schon lange aus der städtischen Kinderoper her kennt, mit Temperament und entzückender Direktheit.