Übrigens …

Don Camillo und Peppone im Neuss, Rheinisches Landestheater

Glauben mit Herz und Faust

Giovannino Guareschi, einer der erfolgreichsten und populärsten italienischen Schriftsteller seiner Zeit, schrieb 1946 die ersten Geschichten über Don Camillo und Peppone für die satirische Wochenzeitschrift Candido, die er gegründet hatte. Über 300 Kurzgeschichten der nicht so ganz ernst zu nehmenden Schelmenstreiche des unbeugsamen Dorfpriesters Don Camillo, der die „roten Verbrecher“ in seinem kleinen Landstädtchen bekämpft, und dem kommunistischen Bürgermeister Peppone wurden in über ein Dutzend Sprachen übersetzt. Die Verfilmungen mit Fernandel (Don Camillo) und Gino Cervi (Peppone) machten die humorvollen Bilder aus der Provinz in den Jahren 1952 bis 1965 weit über Italien hinaus bekannt.

Gerold Theobalt schuf die Bühnenfassung, die jetzt am RLT unter der Regie von Jürgen Lingmann ihre Premiere erlebte.

Rainer Scharenberg gibt einen selbstbewussten Pfarrer, der auch keiner handfesten Auseinandersetzung aus dem Wege geht. Verschmitzt versucht er, den Kommunisten das Leben schwer zu machen. So zum Beispiel indem er den Neugeborenen seines Widersachers Peppone zunächst nicht taufen will – und dann noch auf den Namen „Lenin“: „Ein Revolutionär kann auch ohne Taufe glücklich sein“. Sein Korrektiv ist Jesus persönlich, der ihn einen „militanten kleinen Pfaffen nennt“. Im Film ist nur seine Stimme vom Kreuz her zu hören. Auf der Neusser Bühne tritt er leibhaftig auf – versehen mit einer Mischung aus Lendenschurz und Windel, die er immer wieder neckisch zurechtzupft. Henning Strübbe gibt ihn als allgegenwärtigen, pfiffigen Gottessohn, der das Leben und seinen Diener kennt, alles fest im Griff hat und gerne auch einen Schluck mehr vom Messwein trinkt. Stefan Schleue ist der hemdsärmelige Bürgermeister mit den großen Parolen und dem Herzen auf dem rechten Fleck. So ganz kann er seine katholischen Wurzeln nicht verleugnen. Und im Grunde trennt die beiden Streithähne nicht viel. So ist ein gemeinsames Ziel, dass der Großgrundbesitzer Pasotti (André Felgenhauer überzeugt als engstirniger Stenz mit groß kariertem Hemd) seinen Landarbeitern mehr Lohn zahlen soll. Nur die Methoden sind verschieden. Die Kommunisten rufen den Generalstreik aus, schwingen rote Fahnen und schmettern die Internationale.

Auch die Liebe darf in dieser turbulenten Komödie nicht fehlen. Gina (Sigrid Dispert), die Tochter des reichen Pasotti, hat sich ausgerechnet in den armen Landarbeitersohn Mariolino (Jonathan Schimmer) verguckt. Aber nach diversen Kapriolen enden die beiden zum Happy End vor dem Traualtar.

Die Ausstattung bietet viele liebevolle Details. So fährt Pasotti mit seiner Tochter in einem „Topolino“ aus Pappe vor. Peppone muss sich da mit dem Dreiradmodell „Ape“ begnügen. Die temporeiche Fußballschlacht der „Lila Jünger“ des Don Camillo gegen die „Rote Paprika“ der Kommunisten wird per Video übertragen, angefeuert von Peppone und dem Priester. Letzterer trägt einen lila Schal seines Teams. Und alles endet mit einer Schiedsrichterbestechung…

Ein bis zur Pause sehr schwungvoller, amüsanter Abend. Danach ziehen sich einige Szenen etwas in die Länge. Dennoch macht es Spaß, dem gut aufgelegten Ensemble zuzuschauen und sich dabei an den Scharmützeln der beiden Protagonisten zu erfreuen.